Am vergangenen Wochenende wurde mit Helmut Kohl einem ehemaligen CDU-Bundesvorsitzenden internationale Ehrung zuteil, der seine Macht über Jahrzehnte durch die Basis absicherte.

Wann immer es um wichtige Entscheidungen oder Beschlüsse ging, Kohl horchte in seine Partei hinein, um sicher zu gehen, wie weit seine Ideen tragen würden. Das hat der Lüneburger CDU-Kreisvorsitzende Bernd Althusmann offensichtlich nicht getan. Die Folgen sind verheerend.

Dass er angesichts der Großwetterlage in Berlin und Hannover die großen Koalitionen in Kreistag und Lüneburger Stadtrat lieber heute als morgen aufgekündigt sehen würde, erscheint ja noch nachvollziehbar. Doch augenscheinlich ist der Kreis-Vorsitzende über Meinungsbild und Stimmungslage in seiner Partei nur unzureichend informiert. Sonst müsste er wissen, dass dieses Ansinnen nicht mal eben beschlossen und verkündet werden kann, ja, nicht einmal mehrheitsfähig ist.

Die Fraktionen als etablierte Machtzentren im Kreis haben Althusmann vor Augen geführt, dass ohne ihre Zustimmung nichts geht. Damit müssen sich Kreisvorsitzender wie Kreisvorstand die Frage gefallen lassen, welche Machtbasis sie denn selbst haben. Wie viel also gilt ein Kreisvorstand, der nicht in der Lage ist, einen derart weitreichenden Beschluss auch durchzusetzen? Was soll so ein Beschluss sonst? Wie definieren umgekehrt Fraktionen ihre eigene Rolle, wenn sie der Auffassung sind, Vorstandsvoten einfach ignorieren zu können? Und was sagt das schließlich über die Führungsfähigkeiten des Kreis-Vorsitzenden selbst aus?

Hier geht es ganz offensichtlich um einen Machtkampf zwischen den etablierten, seit vielen Jahren gewachsenen Strukturen in der Kreis-CDU - manifestiert in den Rats- und Kreistagsfraktionen - und neuen Kräften, die genau diese Strukturen aufbrechen wollen. Althusmann und sein Vorstand sind damit gescheitert. "Vorerst", werden die Jungen sagen. "Bis auf Weiteres", die Alten. Was bleibt, sind Stagnation und eine schwache CDU.