Elke Siems-Klappenbach erinnert sich noch genau an die Tage, an denen die Hakenkreuzflagge über dem Lüneburger Rathaus wehte. Jetzt hat die Autorin Ereignisse aus ihrer Kindheit zu Papier gebracht: “Geboren als Deutsche im dritten Reich“, heißt das Buch, das soeben beim Verlag Books on Demand (BoD) in Norderstedt erschienen ist.

Lüneburg. Im Jahr 1935 wurde Elke Siems-Klappenbach als drittes von vier Kindern der Familie Klappenbach geboren. In Lüneburg wohnte sie mit den Eltern, den Geschwistern und der Großmutter in der Töbingstraße. Sie wuchs unter dem Regime der Nationalsozialisten auf und erlebte, wie das ehemals betuliche Lüneburg sich unter dem Regime der Nationalsozialisten verwandelte. An "braunen" Feiertagen zogen Fanfarenzüge der Hitlerjugend (HJ) durch die Reichenbachstraße, die Kinder der Klappenbachs standen mit der Mutter am Straßenrand.

Immerhin, es gab auch Widerstand: Als Nazianhänger im März 1933 nach einer Kundgebung den Bürgermeister der Stadt auffordern, das Hakenkreuz zu hissen, weigert sich der Mann - fürs erste jedenfalls.

Auch in der Familie hinterließ das Regime Spuren: Elke Klappenbachs Vaters, ein Lehrer, galt jahrelang als überzeugter Sozialdemokrat. Doch dann tritt er in die NSDAP ein, geht freiwillig zur Luftwaffe.

"Die Frage nach Schuld oder Unschuld stelle ich in dem Buch nicht ausdrücklich. Ich will nichts beschönigen oder verharmlosen, aber die Menschen damals hatten es teilweise schwer. Mein Vater geriet wegen seiner sozialdemokratischen Gesinnung im Lehrerkollegium seiner Schule in Bedrängnis. Er glaubte, dass die Nationalsozialisten sich für die Jugend engagieren würden, das lag auch ihm am Herzen. Also wurde er Parteimitglied", sagt Elke Siems-Klappenbach. Und fiel im Polen-Feldzug.

Elke Siems-Klappenbach hat seine Briefe an die Mutter aufbewahrt und sich über Jahre hinweg mit dem Familienschicksal beschäftigt: "Zunächst war ich ein ganz unpolitsicher Mensch. Aber dann habe ich Konrad Adenauer gesehen, ich habe ihn sprechen gehört - das mir hat viel in mir bewegt", sagt sie. "Mein damaliger Schulrat gab mir als Lektüre ein Buch über den Widerstand im dritten Reich mit auf den Weg. Danach habe ich mich politisch neu orientiert."

Wenn die Nazis heute wieder Zulauf haben, sieht sie das mit Sorge: "Das beunruhigt mich schon. Ich weiß nicht, ob man diese Leute mit Worten überhaupt erreichen kann."

Ihr Buch hat sie jedenfalls für diejenigen geschrieben, die sich berühren lassen wollen von den Lebensumständen einer Zeit, in der Gewalt zum Alltag gehörte: "Ich habe die Geschichte unserer Familie so geschrieben, dass auch junge Leute sie verstehen", sagt die Autorin.

Lüneburg hat die Autorin zuletzt häufig besucht. Sie war auch in der Geschichtswerkstatt: "Die Stadt hat sich verändert. Sie ist jünger geworden. Ich wünsche mir, dass es so bleibt."

Elke Siems-Klappenbach, Geboren als Deutsche im Dritten Reich, Books on Demand, 32 Euro, 370 Seiten, ISBN 987-3-8370-5248-0

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