Bei einem Besuch in der Elbmarsch gerät Hans-Heinrich Ehlen in Streit mit den Milchbauern - und ins Kreuzfeuer der Kritik.

Oldershausen. Eigentlich war Landwirtschaftsminister Hans-Heinrich Ehlen (CDU) nach Oldershausen in die Elbmarsch gekommen, um sich über den Fortgang der Dorfentwicklung in dem Marschachter Ortsteil zu informieren. Doch das musste warten. Zunächst wurde Ehlen von rund 100 erbosten Milchbauern erwartet. Die Landwirte aus den Landkreisen Lüneburg, Harburg, Lüchow-Dannenberg und Soltau-Fallingbostel nahmen den Politiker in Empfang, 20 Traktoren bildeten das Spalier bei der Ankunft Ehlens, bevor er den Bauern Rede und Antwort stand. Die Solidarität mit den Milchbauern war groß. Ungeachtet dessen, dass der Minister ihrer Partei angehört, unterstützten auch CDU-Bürgermeister aus den Nachbardörfern den Protest der Landwirte.

Das Vorgeplänkel war nur kurz. Nach der Begrüßung des Ministers "Erstmal Moin zusammen" ging es los mit einem gut halbstündigen hitzigen Schlagabtausch, der am Ende jedoch ohne Ergebnis blieb. Und zudem völlig verschiedene Ansichten von Landwirten und Minister darüber offenbarte, wie höhere Milchpreise erreicht werden könnten.

Milchbauer Alfred Ritters, im Ehrenamt CDU-Bürgermeister der Gemeinde Hittbergen, wollte vom Gast aus Hannover wissen, ob er sich nach dem Beschluss der EU-Agrarminister in Luxemburg, wonach die Mitgliedsstaaten selbst über die Reduzierung der jeweiligen Milchmengen in ihren Ländern entscheiden dürfen, für eine Verringerung der Menge einsetzen werde.

Ehlen machte klar, dass er davon nichts hält. ,,Jeden Liter, den Deutschland nicht liefert, liefern die Holländer, Dänen und Franzosen", sagte er und erntete prompt Widerspruch. ,,Die Kollegen in den anderen Ländern sind solidarisch", rief einer aus der Menge. Ehlen: "Solidarität unter Bauern gibt es nicht. Nicht einmal eine einheitliche Meinung." Und im Übrigen seien es bei weitem nicht viele Milchbauern gewesen, die in den vergangenen Wochen gegen die niedrigen Milchpreise protestiert hätten: "Das waren nur ein paar."

Polemisch wurde Ehlen, als die Menge forderte, die Milchmenge jetzt zu reduzieren, um so höhere Erzeugerpreise zu erzielen. "Ihr wollt Planwirtschaft?", fragte er die Bauern, "dann fehlt ja jetzt nur noch der Schlachtruf ,Es lebe der Sozialismus`". Die Landwirte konterten: "Nein, wir wollen eine soziale Marktwirtschaft."

Den Zorn der Demonstranten zog trotz aller Meinungsverschiedenheiten nicht nur der Minister auf sich. Vielmehr war es auch der CDU-Landtagsabgeordnete André Wiese aus Winsen/Luhe, der sich wütende Kommentare anhören musste. Der Grund: Wiese drängte Ehlen mehrfach dazu, die Diskussion mit den Bauern zu beenden.

Gitta Tangermann, Landwirtin aus Handorf, sagte im weiteren Verlauf der Diskussion, die pure Verzweiflung habe sie und ihre Kollegen inzwischen gepackt. "Unsere Höfe sterben. Dagegen kämpfen wir und werden alleine gelassen." Ehlen erklärte, die Durststrecke mit den extrem niedrigen Erzeugerpreisen für Milch müsse durchgestanden werden. Er glaubt, sie würden wieder steigen. So sei der Markt. ,,Aber die Osteuropäer werden die Preise künftig noch mehr nach unten drücken. Das wird uns die Tränen in die Augen treiben", zeichnete der Minister ein düsteres Bild von der Zukunft.

Dennoch wolle auch er die Höfe retten: "Ich bin dabei." Allerdings meinte er, er habe dafür kein neues Argument und keine konstruktiven Dinge von den Milchbauern gehört. "Wir drehen uns im Kreis." Zu einem weiterführenden Gespräch im Ministerium sei er bereit, versprach Ehlen, bevor er sich in ,,Harms Huus" dann doch der Dorferneuerung in Oldershausen widmete.