Von heute an vier Tage lang wird die kleine Elb-Stadt Hitzacker im Kreis Lüchow-Dannenberg zum Nabel der Sozialen-Bewegungs-Welt. “Bis Sonntag tagen hier linke Initiativen aller Couleur“, sagt Simon Kramer (33) vom Organisationsteam des “3. Sozialforums in Deutschland“ und Pastor der Gemeinde.

Hitzacker. Alle zwei Jahre treffen sich die Globalisierungskritiker.

"Hier im Wendland zeigt sich bereits seit 30 Jahren mit der Anti-Atom-Bewegung, wie stark eine alternativer Protest sein kann", liefert Kramer ein Argument für die Ortswahl. Angesichts der Ergebnisse der Bundestagswahl sei der außerparlamentarische Widerstand wichtiger denn je. Kramer erklärt: "Die Menschen haben Schwarz-Gelb nicht wegen, sondern trotz ihrer Atompolitik gewählt. Umfragen belegen, dass es in der Bevölkerung eine Mehrheit gegen Laufzeitverlängerungen gibt." Weil CDU und FDP nur partikulare Interessen der großen Energieunternehmen vertreten würden, sei ein starkes bürgerschaftliches Engagement erforderlich.

Insofern gehe es auch darum, den zukünftigen Umgang mit der neuen Regierung auszuloten, so Kramer. Doch auf dem Sozialforum dreht bei weitem sich nicht alles um die Anti-Atom-Bewegung. Die von den Organisatoren geschätzten 1000 Teilnehmer werden in rund 100 Veranstaltungen alternative Konzepte zu den unterschiedlichsten Themen diskutieren. Auf dem Programm stehen unter anderem Soziale Umverteilung, Ökologie, Globale Friedenspolitik, die Ernährungskrise, Internationale Solidarität sowie die Bereiche Bildung und Gesundheit.

Um die Kosten zu decken, setzten die Organisatoren - wie sollte es anders sein - ganz auf die Solidarität ihrer Mitstreiter. Denn die Teilnahmegebühr staffelt sich in einen ermäßigten Beitrag von 20 Euro, einen Normalpreis von 50 Euro oder einen nach eigenem Ermessen höheren Solidaritätspreis, Übernachtung jeweils inklusive.

Dafür gibt es neben den Foren und Workshops auch ein buntes kulturelles Angebot. "Jeder ist eingeladen, mitzumachen. Unser Ziel ist es, bei möglichst vielen Menschen ein kritisches Bewusstsein zu wecken und entsprechende Handlungen anzustoßen", sagt Kramer, der den Forumsgedanken mit "Global denken, lokal handeln" zusammenfasst. Mit welchen Schwerpunkten die Widerständler 2010 in die politische Auseinandersetzung gehen werden, entscheide sich nach Kramer am Sonntag.

Doch zugleich räumt er ein: "Es wird schwierig sein, mit einer Stimme zu sprechen, wenn es um konkrete Ziele geht." Einig seien sich die "Sozialforumsleute" aber in ihrer Abneigung gegen die G8. "Es kann nicht sein, dass nur wenige wirtschaftlich starke Staaten die Weltgeschicke bestimmen, während andere Länder dabei komplett auf der Strecke bleiben."

www.sozialforum2009.de