Fast 200.000 Kubikmeter Schotter bewegt, 230 Weichen, 97 Gleisbremsen und 60.000 Meter Kabeltrassen modernisiert.

Maschen. Die Deutsche Bahn hatte zum ersten Spatenstich für die Modernisierung der "Zugbildungsanlage Maschen" eingeladen. Bis Ende 2013 werden hier über 230 Millionen Euro aus Bundesmitteln für die Sanierung von Europas größtem Güterbahnhofs investiert. In den kommenden Jahren wird die gesamte Infrastruktur mit über 200.000 Schwellen und mehr als 120 Kilometern Gleisen erneuert. Fast 200.000 Kubikmeter Schotter werden bewegt, 230 Weichen, 97 Gleisbremsen, 88 Förderanlagen für Güterwagen und 60.000 Meter Kabeltrassen werden modernisiert.

Aber die eigentlich wichtige Nachricht für die Maschener und Hörstener Bürger wurde ganz am Rande der Feier, zu der die Bahn eingeladen hatte, bekannt: Wenn der Bund mitspielt, bekommen beide Orte der Gemeinde Seevetal, die in direkter Nachbarschaft zum Güterbahnhof liegen, nun doch noch ihren Lärmschutz. Die Bahn plant, östlich entlang der Gleisanlagen ein Umfahrgleis zu bauen. Dipl.-Ing. Frank Limprecht, Leiter Produktionsdurchführung Hamburg, sagte: "Dieses Gleis brauchen wir für die Güterverkehre, die vom Hamburger Hafen beispielsweise zum Bremer Hafen durchfahren und nicht in Maschen umgestellt werden müssen. Dieses Gleis soll den Bahnhof entlasten."

Das Umfahrgleis würde dann zwischen Hörsten und dem Rangierbahnhof verlaufen. "Damit haben wir einen Neubau und müssen auch Lärmschutzwände bauen", so Limprecht weiter. Theoretisch müsste die Bahn demnach entlang des neuen Gleises Lärmschutzwände bauen - zur Hörstener Seite und zur Bahnhofseite hin. Limprecht: "Wir würden dann auf der einen Seite den Bahnhof vor Lärm schützen, und das macht natürlich keinen Sinn. Wir sind jetzt in Gesprächen mit dem Bund. Denn unsere Idee ist es, die zweite Lärmschutzwand auf die östliche Seite des Bahnhofes zur Maschener Seite hin zu verlegen", so Frank Limprecht. Lärmschutz ist Sache des Bundes, der müsste in den Lärmschutz investieren. Die gesamte Sanierung des Bahnhofes wird vor allem aus Mitteln des Bundes finanziert.

Mit diesem Schachzug, die zweite Lärmschutzwand auf die andere Seite des Bahnhofs in Richtung Maschen zu verlegen, würden also beide Orte vor dem Lärm des Rangierbahnhofs geschützt werden. Seevetals Bürgermeister Günter Schwarz, der von diesem Plan erst wenige Stunden vor dem ersten Spatenstich erfuhr, sagte in einer ersten Reaktion: "Da spielt uns jetzt offenbar der Zufall das in die Hände, was die Bürger in Maschen und Hörsten längst verdient und wofür wir zehn Jahre lang gekämpft haben. Wir werden uns als Gemeinde beim Bund natürlich für diese Möglichkeit einsetzen." Allerdings werden die Steller Bürger weiter vergebens für ihren Lärmschutz kämpfen, denn diese Lösung betrifft die Gemeinde Stelle nicht. Die Bahn hatte alle Forderungen nach Lärmschutz mit dem Argument zurück gewiesen, der Güterbahnhof werde lediglich komplett saniert, und Lärmschutz werde nur bei Neubauten einklagbar.

Zu der Sanierung sagte Dr. Jürgen Ridder, Leiter Produktion Regionalbereich Nord bei der DB Netz AG: "Die Bauarbeiten an diesem bedeutenden Güterverkehr-Drehkreuz des Nordens werden wir während des laufenden Betriebes durchführen - oder wie wir sagen, unter dem rollenden Rad. Deswegen haben wir alle Baumaßnahmen minutiös geplant und eine ausgefeilte Baulogistik erarbeitet, damit immer alles zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort ist."

Diese Sanierung sei nicht nur dem Alter der Anlage, sie wurde am 7. Juli 1977 eingeweiht, sondern auch den wachsenden Güterverkehren im Hafenhinterland geschuldet. Ridder weiter: "Derzeit macht sich die Wirtschaftskrise beim Güterverkehr mit einem Rückgang von etwa 20 Prozent bemerkbar. Aber wir gehen davon aus dass bei Fertigstellung der Sanierung im Jahr 2013 der Güterverkehr wieder richtig brummt. Und mit dieser Sanierung werden rund 280 Arbeitsplätze gesichert." Etwa 150 Güterzüge fahren die Anlage in Maschen täglich an und verlassen sie wieder.