Das trockene Wetter im Sommer hat aber Risse im Kleiboden vieler Deiche an der Elbe hinterlassen. Dort nisten sich jetzt vielfach Mäuse ein.

Hohnstorf. "Größere Überraschungen werden wir wohl nicht erleben", vermutete zur anstehenden Deichschau von Hohnstorf nach Artlenburg der Geschäftsführer des Artlenburger Deichverbandes Norbert Thiemann. Wohl wissend, dass die rund 54 Kilometer Elbdeich und 250 Hektar Deichland im Zuständigkeitsbereich des Verbandes der ständigen Kontrolle durch die eigenen Mitarbeiter unterliegen. So war bereits bekannt, dass kleine Ausbesserungsmaßnahmen anstünden wie eine Versackung am Hohnstofer Deich sowie einen Querriss im Deichkörper.

Diese Erscheinungen seien gerade bei einer neuen Deichanlage nicht unüblich. Gleiches gilt für durch den trockenen Sommer entstandene Schwundrisse in der oberen Kleieschicht. So nennt sich der aufgeworfene Schlickboden über dem aus Sand bestehenden Deichkern. Kleintiere besiedeln die Risse. "Wir haben einen vermehrten Mäusebefall", berichtet Norbert Thiemann. "Wir werden Giftköder in einer Dosierung von zwei bis drei Körnern auslegen und Sitzaufbauten für Mäusejäger wie Habichte und Milane aufstellen. Schon zu Zeit unserer Großväter war diese Methode bekannt und äußerst erfolgreich."

Dort wo bereits ein Loch im Deich ist, wühlen und graben mit Vorliebe Hunde und vergrößern das Loch. Deshalb wurde während der Deichschau und trotz des guten Zustandes nochmals darauf hingewiesen, Hunde vom Graben auf den Deichen abzuhalten.

Unter den Nägeln brannte den Experten das Thema einer erneuten Deicherhöhung von 80 Zentimetern. Zwar haben sich die Elbanrainer auf eine allgemein gültige Hochwasser-Bemessungsgrundlage geeinigt, doch hat das Land Brandenburg - sich auf eigene Bemessungen stützend - bereits die Deiche um 80 Zentimeter erhöht. Eine Stellungsnahme des Niedersächsischen Ministerium für Umwelt und Klimaschutz zur Bemessung des Hochwassers erwartet Norbert Thiemann in der kommenden Woche.

Es sind besonders die starken Verbuschungen wie in Heisterbusch bei Bleckede, die den Kommunen entlang der Elbe Sorgen bereiten. "Das Wurzelwerk schwächt den Deich und die dichte Verbuschung behindert im Ernstfall den Abfluss des Wassers", erklärt Hagen Krebsbach. Er ist einer von 21 Deichgeschworenen im Artlenburger Deichverband und zuständig für die Bewachung des Deiches in Hohnstorf. Einig waren sich alle: Die zunehmende Verbuschung treibt im Falle eines Hochwassers den Pegel in die Höhe. Zum ausgesetzten Rückschnitt im Deichvorland hatte der Deichverband eine Resolution an den Landkreis Lüneburg verfasst. Darin wird der Landkreis aufgefordert, sich für die Fortsetzung der Rückschnittarbeiten einzusetzen. "Auch uns sind die Hände gebunden", kommentierte Landrat Manfred Nahrstedt den Status Quo.

Da die EU diese Maßnahme verbietet und auch das Land keinen Handlungsfreiraum hat, ist bisher keine Lösung in Sicht. Deshalb, so Jens Kaidas, Bürgermeister von Hohstorf, müsse die Forderung nach einer Deicherhöhung kommen. Die von Umweltverbänden immer wieder angemahnte Rückdeichung bringe gar nichts, so Thiemann. "Bei einer Rückdeichung von 100 Hektar ist eine Abnahme des Wasserspiegels an den Deichen von zwei Zentimetern zu messen."

Ein Höhepunkt der diesjährigen Deichschau war die Besichtigung des Sperrwerks am Elbe-Seiten-Kanal in Artlenburg. Mitarbeiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes Uelzen demonstrierten die Funktionsfähigkeit des Fluttores.