Die Ratssitzung war eigentlich schon fast vorbei, da hatte Frank Soldan von der FDP noch eine Frage. Am Sonntag, den 27. September, habe er Graffiti auf Gehwegen entdeckt, die ganz offensichtlich mit einer Schablone auf die Steine gesprüht worden waren.

Erzählte es, sagte "ich kann Ihnen ein Foto zeigen", fingerte an seinem Handy und hielt dem mehr als 40-köpfigen Rat ein zwei mal drei Zentimeter großes Display entgegen.

Dass darauf kein Mensch etwas erkennen konnte, schwante ihm dann auch, und er las vor: "Am 27. September SPD wählen." Das habe dort gestanden. "Ich frage die Verwaltung: Ist das bekannt? Ist das erlaubt?" Oberbürgermeister Ulrich Mädge von eben jener beworbenen Partei war das nicht bekannt, und natürlich sei das auch nicht erlaubt.

Dazu wollte dann der frisch gebackene Bundestagsabgeordnete und Wahlsieger der CDU, Eckhard Pols, auch noch etwas sagen. Durfte er aber nicht, weil ja Fragestunde war. Also fragte er, anstatt konsterniert zu konstatieren. Warum so ein Graffiti ausgerechnet auch vor seiner Haustür habe sein müssen. Diese laut Tagesordnung "wichtige mündliche Frage" fanden dann wiederum einige Ratskollegen lustig, vielleicht deswegen, weil Graffiti auf jedem Bürgersteig schließlich gleich verboten ist, ob vor dem Haus eines Bundestagskandidaten oder dem von Fiete Müller.

Vielleicht aber auch nur deswegen, weil der Ratsherr bei seiner Frage so gekränkt dreinschaute. Vielleicht aber auch deswegen, weil die Vorstellung einfach tatsächlich ganz lustig ist. Auch wenn die offensichtlich nicht von der Partei beauftragten unkonventionellen Werber eine weniger (Sach-) beschädigende Variante hätten wählen sollen. Dann wäre diese Wahl-Aufforderung vor dem Haus des Kontrahenten wirklich komisch. Und dann hätte vielleicht auch der Bundestagsabgeordnete Pols darüber lachen können.