Na, noch das schöne Wetter ausnutzen?“, sagt Fred, mein neuer Nachbar, als ich wie jeden Tag mein Fahrrad die enge Kellertreppe hoch wuchte. “Haben Sie es gut“, höre ich dann vor der Haustüre beim Entriegeln des Sicherheitsschlosses. Noch bevor ich antworten kann, klappt die mir fremde Frau ihre Autotür zu.

Seufzend setze ich mich auf meinen Drahtesel. Denn ich bin keineswegs im Urlaub. Und auf dem Schreibtisch wartet ein Riesenstapel Arbeit auf mich. Während ich dem Büro entgegen radle, sinniere ich vor mich hin. Was denken sich nur die Leute? Hat nicht gerade gestern ein anderer Nachbar mir beim Anblick meines Fahrrads eine schöne Freizeit gewünscht?

Da reißt mich ein Flitzer mit aufgedrehtem Radio aus dem Grübeln. "Ich baue eine Stadt für dich", schallt es mir entgegen. Das Lied setzt sich in mir fest. "Wie wäre es mit einem Umbau von Harburg zur Fahrradstadt?", spinne ich vor mich hin. Wenn jeder nur noch zu Fuß oder per Fahrrad zur Arbeit käme? Der Drahtesel das wichtigste Transportmittel und nicht nur ein Freizeitgerät wäre? Ich lasse meine Gedanken schweifen und in meinem Kopf erblüht eine herrlich grüne Stadt.

Überall lächelnde Fußgänger und freundlich winkende Fahrradfahrer, die wissen, wo's langgeht. Umweltschädliche Gase wären passé. Und Harburg hätte überall gut ausgebaute Fahrradwege. "Ich baue eine Stadt für euch", lächle nun auch ich. Eine Modellstadt, in der das Fahrrad was zählt. Selbstverständlich mit Shared Space und Fahrradverleih an allen Ecken.