10 Mal hintereinander ganz schnell: “Zwischen zwei Zwetschgenzweigen zwitschern zwei Zeisige“ sagen. Kürbis-Kartoffel Gnocchis von Tim Mälzer nachkochen. Nach durchzechter Nacht mit dem darauffolgenden Morgentatterich 'nen Mikado-Wettstreit starten.

Dies sind alles Dinge, die man unter der Kategorie "Man kann es ja wenigstens mal versuchen" verbuchen sollte. Kein dringendes Muss, aber einen Versuch ist es wert und das Resultat ist zur Not mit Humor zu ertragen.

In einer Radio-Talkshow habe ich von einer weiteren Sache gehört, die man getrost in diese Kategorie packen kann: Wählen gehen. Ein Anrufer, der gerade das wahlfähige Alter erreicht hat, meinte, er sei sich noch nicht sicher, ob er wählen geht. Man wüsste ja nicht, ob die Politiker halten, was sie versprechen. Die Moderatorin versuchte hörbar angestrengt, ihren jungen Talkgast davon zu überzeugen, wie cool es doch sei, dass er jetzt das Alter erreicht hat, in dem er mitentscheiden kann. Sie rät ihm, nach Themen zu entscheiden, die ihm am Herzen liegen. So ganz springt der Funke aber nicht über. Sie gehen auseinander mit dem müden Satz: "Man kann es ja wenigstens mal versuchen".

Das klingt nach Glücksspiel in der Wahlkabine. Mal angenommen: Der Spieler will den Ausstieg aus der Atomenergie. Er muss nun auf einen der möglichen Kandidaten tippen, die sich im Wahlkampf Atomenergie-kritisch geben. Wenn er Pech hat, bekommt er statt sauberem Strom ein Zwischenlager. Dann hat er es aber wenigstens versucht.

Wenn Sie jetzt meinen, ich würde hier einen Text schreiben, der Sie entmutigen soll, wählen zu gehen: Weit gefehlt. Auch ich werde es versuchen! Ich bin schließlich schon an ganz anderen Dingen gescheitert: An Zungenbrechern und Kürbis-Kartoffel Gnocchis und am Mikado spielen sowieso.

Juliane Fritz studiert Angewandte Kulturwissenschaften an der Uni Lüneburg.

Täglich in der Lüneburger Rundschau: Die Kolumne "Campus inside"