Je nach Wahl einer Partei können die Zuschauer die Handlung der Kurzfilme selbst bestimmen.

Lüneburg. Am 27. September ist Bundestagswahl. Um vor allem junge Wähler zu einer Wahlteilnahme zu motivieren, hat die Studio Hamburg Serienwerft GmbH jetzt gemeinsam mit der Hamburger Agentur Nordpol eine interaktive Wahl-Soap gedreht - und zwar im Studio der Lüneburg-Telenovela "Rote Rosen". "Junge Wähler sind bei der Beteiligung an Bundestagswahlen auf dem Rückzug", erklärt Produzent Holger Heinßen von der Studio Hamburg GmbH.

Jugendstudien würden belegen, dass der Anteil junger Menschen bei den letzten Bundestagswahlen kontinuierlich gesunken ist. "Die Beteiligung der 18- bis 24-Jährigen lag teilweise fast ein Viertel unter dem Gesamtdurchschnitt", sagt Heinßen. Damit sich das ändere, gelte es, die jungen Menschen auf neue Weise anzusprechen, begründet Axel Schüler-Bredt von der Werbeagentur Nordpol die Idee. In kurzer Zeit hat das Team um Heinßen und Schüler-Bredt ein Konzept umgesetzt, das auf Interaktion setzt: Im Anschluss an eine zwölf Minuten dauernde "Mini-Soap" hat der Zuschauer die Gelegenheit, online seine Stimme für eine der etablierten Parteien abzugeben.

Danach wird in einer Fortsetzung der Spielsequenz die jeweilige Handlung weiter entwickelt. So darf nach einer Wahl der Linken etwa ein schwules Paar heiraten und sich über das Ehegattensplitting freuen, während es bei der Wiederwahl der CDU bei einer Lebenspartnerschaft ohne Steuervorteile bleibt.

Viel Stoff, den die Macher in die Soap "Zeit der Entscheidung" gepackt haben: Neben gleichgeschlechtlichen Partnerschaften werden Arbeitslosigkeit, die Wirtschaftskrise und die Auslandseinsätze der Bundeswehr thematisiert. "Wir haben das Konzept von der Bundeszentrale für politische Bildung prüfen lassen", sagt Axel Schüler-Bredt: "Als Gütesiegel sozusagen."

Junge Schauspieler für das Vorhaben zu begeistern, war nicht schwer: Neben Patrick Bach und Raul Richter arbeiten auch Sophia Thomalla und Nova Meierhenrich für eine Aufwandsentschädigung anstatt der sonst üblichen Künstlergage. Ob das Konzept bei den jungen Wählern ankommt, ist die Frage. Zumindest Jannes Dawe, Vorsitzender der Jungen Liberalen in Lüneburg, sieht die Aktion positiv: "Das könnte etwas bringen." Mit einer Kampagne allein werde man der Wahlmüdigkeit aber nicht begegnen können, so Dawe: "Die Politikverdrossenheit ist ein gesamtgesellschaftliches Problem. Dabei hat die Kampagne von Barack Obama gezeigt, dass Politik die Menschen auf die Beine bringen kann." Wer die Wirkung der Spots kann ab sofort im Internet getestet werden.

www.zeit-der-entscheidung.de