Heute habe ich eine Mitmach-Kolumne für Sie. Ich möchte Ihnen ein Verhalten erklären, das man sehr oft in Hörsälen und Seminarräumen beobachten kann.

Es ist ein Verhalten, auf das wir schon in Kinderstuben konditioniert wurden und das sich jetzt automatisch einstellt, wenn wir aufgrund eines Überflusses an Informationen nicht mehr in der Lage sind, unsere Konzentration auf komplexe Gedankengänge zu richten.

Gemeint ist das Ausmalen von Hohlräumen in Buchstaben. Es erweckt den Eindruck einer intellektuellen Tätigkeit, denn man bewegt einen Stift auf einem Blatt und sieht dabei ungeheuer konzentriert aus. Zugleich schützt man sich davor einzuschlafen.

In der Kindheit haben wir das in Ausmalbüchern geübt. Ich erinnere mich noch, welche Wissenschaft wir damals daraus gemacht hatten, die Bilder möglichst kunstvoll und akkurat mit Farben zu füllen. Heute dienen dazu die Handouts der Referate, die man gerade im Seminar hört. Da kann man ohne Scham reinkritzeln, anders als in Unibücher. Die Bibliothek hat ja leider keine Ausmalbücher im Angebot. Deshalb müssen wir Buchstaben ausmalen.

Ich kann Ihnen diese Beschäftigung sehr empfehlen, auch wenn Sie nicht studieren. Es ist besser als Sudoku und danach kann man sich wieder gut konzentrieren. Probieren Sie es doch mal aus! Schneiden Sie meine Kolumne aus und nehmen sie diese mit auf Arbeit. Wenn Sie sich nicht mehr konzentrieren können oder einem sehr öden Vortrag lauschen müssen, holen Sie die Kolumne raus. Ich habe extra Wörter mit besonders vielen Hohlräumen gewählt. Los geht's: DÖRROBST, PROBEABO, BAOBAB, BAD DOBERAN, ADORNO, DROHGEBÄRDE, DOPPELBODEN, BIOBROT, ÖKOLADEN.

Viel Spaß beim Ausmalen!

Juliane Fritz studiert Angewandte Kulturwissenschaften an der Uni Lüneburg.

Täglich in der Lüneburger Rundschau: Die Kolumne "Campus inside"