Ich wohne in einer WG direkt neben der Johanniskirche. Jeden Morgen um kurz vor und kurz nach neun Uhr wird eine immer neue Melodie des Türmers durch mein offenes Fenster getragen, wenn der fleißige Trompeter vom Turm der Kirche in jede Himmelsrichtung sein Ständchen gibt.

Ich finde diese Tradition unglaublich schön und freue mich immer wieder, wenn ich die sich ständig ändernde Weise höre. Was mich allerdings wundert ist, warum die Stücke alle so melancholisch bis tieftraurig sind. Ist der Türmer ein Mensch mit gebrochenem Herzen? Oder ist er aus der weiten russischen Tundra hergezogen, um uns in wehmütigem Klagelaut von der Schönheit Mütterchen Russlands zu berichten? Oder ist er gar ein Emo, der nicht anders kann und zu dessen Attidude es quasi gehört, depressiv zu sein? Schon viele Morgen habe ich mir diese Frage gestellt.

Wenn mir jemand die mich schon lang beschäftigende Frage beantworten kann, dann kann er sich gern bei mir melden - in Textform oder als Trompeten-Ständchen!