Vor siebzig Jahren begann der zweite Weltkrieg - nicht einfach, für das Thema neue Leser zu begeistern. Wolfgang Biermann, Journalist und Buchautor, dürfte es gelingen.

Mit "Sommer 39" hat er nicht nur ein Begleitbuch zu einer Fernsehserie des WDR vorgelegt, sondern ein Sachbuch geschrieben, das an einen spannenden Roman erinnert. Das Tagebuch des Kriegsausbruchs setzt im März 1939 ein. Es erzählt von den Klimmzügen der großen Politik: Am Rand des Abgrunds versuchen die Westmächte, das Unaufhaltsame abzuwenden. Das Buch erzählt aber auch von den Schicksalen der Menschen in Europa, die von den Schockwellen des Terrors getroffen werden: Die Berlinerin Annette Hoevel wird kurz vor Kriegsausbruch aus dem Gefängnis entlassen - nachdem sie wegen Mitarbeit in der Kommunistischen Partei sechs Jahre zuvor verhaftet wurde. Die Familie Kennedy befindet sich auf Europareise und wird im Vatikan und am englischen Hof empfangen. Die Kennedys bemerken nicht, was sich auf dem Kontinent zusammenbraut. Solche und andere Episoden machen im Buch das Unfassbare für uns fassbar - auch siebzig Jahre später.

Werner Biermann: Sommer 39, Rowohlt Verlag, gebundene Ausgabe, 19,90 Euro, 285 Seiten