4,4 Millionen Euro hat Lüneburg in die Restaurierung des alten Gymnasiums im Roten Feld investiert.

Lüneburg. "Oh Tälerwald, oh Höhen", schallte es gestern Morgen vom Turm der Wilhelm-Raabe-Schule in das Rote Feld hinunter. Die Bläsergruppe des Gymnasiums aus Schülern und Lehrern spielte das alte deutsche Lied zur Feierstunde anlässlich des Abschlusses der Arbeiten am Uhrenturm des mehr als 100 Jahre alten Schulgebäudes. Im Laufe der nächsten Woche wird das Gerüst entfernt, Ende der Woche ist der Blick auf den sanierten Turm dann endlich wieder frei.

190 000 Euro haben die Arbeiten gekostet. Es wurden verwitterte Fugen erneuert und zersetzte Ziegel ersetzt. Gleichzeitig haben die Arbeiter die Dachpfannen von Staub und Schmutz befreit. Die Turmsanierung ist aber nur ein Teil der insgesamt 4,4 Millionen Euro teuren Restaurierung der alt-ehrwürdigen Schule, die seit mittlerweile fünf Jahren andauert.

"Der Turm ist weithin sichtbar und steht für die Gesamtheit dessen, was der Schulträger hier investiert hat", sagte die stellvertretende Schulleiterin Barbara Reichert. "Dafür danke ich Rat und Verwaltung." Vier zusätzliche große Klassenräume hat die Schule erhalten, außerdem eine Mensa. Naturwissenschaftliche Fachräume wurden saniert, der Musikraum in die ehemalige Hausmeisterwohnung verlegt, Verwaltungsbereich und Lehrerzimmer renoviert.

Mit der Modernisierung der Fenster wurde bereits begonnen, sie wird fortgesetzt, und noch im September soll ein neuer Computerraum den Schülern zur Verfügung stehen. Bürgermeister Dr. Gerhard Scharf betonte denn auch, der Rat der Stadt habe sein Motto "Bildung ist uns wichtig" ernst genommen und umgesetzt: Über das Gesamtprogramm der Schulsanierungen in Lüneburg habe es nie Unstimmigkeiten zwischen den Fraktionen gegeben. Schülern, Eltern und Lehrern der Wilhelm-Raabe-Schule dankte er für ihre Geduld: "Sie haben lange mit einer Baustelle leben müssen." Es sei nicht alles heute auf morgen umzusetzen gewesen, aber: "Wir haben die Schule nicht vergessen."

1831 als private Töchterschule gegründet, hat die Stadt Lüneburg die Schule 1875 übernommen und im Gebäude des alten Johanneums weitergeführt. Doch die stetig steigenden Schülerinnenzahlen machten einen Neubau nötig: So wurde die Schule 1906 Nachbarin des Graal-Stifts von 1900 in der Feldstraße, heute Altenwohnheim. Erst seit 1971 werden in der Wilhelm-Raabe-Schule Jungen und Mädchen unterrichtet.

Bürgermeister Scharf erinnerte sich denn auch noch an seine Jugendzeiten: "Wir hätten niemals gewagt, dieses Gebäude zu betreten." Auf die Mädchen warteten die Jungs bei Verabredungen brav draußen vor dem Turm. Denn durch ihn muss jeder gehen, der die Schule betritt: Zwei Türen führen durch das Turmhaus ins Innere des Schulgebäudes. Nur die Großen aber dürfen den Turm auch ersteigen: einmal in ihrem Schulleben - und zwar nach der Abiturprüfung.