Der Angeklagte Timmi Lehmann (27) nahm das Urteil regungslos zur Kenntnis. Sein Anwalt kündigte Revision an. Das Opfer, Kristin K. (21), war in Lüneburg Studentin an der Leuphana.

Lüneburg/Stade. Völlig regungslos und ohne erkennbare Anteilnahme steht Timmi Lehmann neben seinem Verteidiger, als das Urteil gegen ihn verkündet wird. Mord, so lautet die Anklage gegen den 27-jährigen Hamelwördener. Lebenslänglich inklusive zweijähriger Entziehungskur, so lautet das Strafmaß. Der Vorsitzende Richter Rolf Armbrecht redet sachlich, jedes seiner Worte ist genau abgewägt. Die Kammer sehe es als erwiesen an, dass Timmi Lehmann sein Opfer, die 21-jährige Studentin Kristin K. in der Nacht des 16. November 2008 entwürdigend behandelt, sie hemmungslos vergewaltigt und äußerst brutal getötet hatte. Und all das nur, weil er seinen Willen nicht bekam und seine Wut nicht im Zaum halten konnte.

Timmi Lehmann ist vor Gericht kein unbekannter. Er ist mehrfach vorbestraft, unter anderem wegen Körperverletzung. Dass Timmi Lehmann zu einer Tat wie der vom 16. November fähig ist, sieht man ihm nicht an. Harmlos sieht er aus, eine beige Jacke, halblange Haare, ein leichter Bart, Turnschuhe, ein bleiches Gesicht. Die dunklen Augen mustern nur selten den Schwurgerichtssaal des Stader Landgerichts und die vor ihm sitzenden Richter. Doch er hat, so ist das Gericht überzeugt, den Mord begangen. Er hat die 21-jährige, zierlich gebaute Kristin K. nahe der Diskothek Garage zum Geschlechtsverkehr gezwungen und sie, nachdem sie sich vergeblich gewehrt hatte, brutal umgebracht. "Wir haben es hier mit einer besonders verwerflichen Tat zu tun", sagt Richter Armbrecht in seiner Urteilsbegründung - und würdigt den Hamelwördener während der gesamten Verhandlung keines Blickes. Die Schwurgerichtskammer sehe es, so Armbrecht, als erwiesen an, dass die Studentin mit Sicherheit keine Intimitäten mit Timmi Lehmann gesucht hatte. Sie hatte einen festen Freund und es war kalt in der Nacht in Buxtehude. Der Platz, auf dem Timmi Lehmann sie bedrängte, ist ein Schrottplatz, dreckig, mit scharfen Gegenständen hier und dort. An so einem Platz würde niemand freiwillig Intimitäten austauschen - erst recht nicht mit jemanden, den man nicht einmal seit 45 Minuten kennt. Da ist sich das Gericht sicher. Schweigen im Raum.

Timmi Lehmann hat die Tat begangen, daran gibt es keinen Zweifel. Die vielen DNA-Spuren, die Aussagen aus den Verhören, die Zeugenaussagen, die Persönlichkeitsstruktur des Mörders - es passt diesmal alles zusammen. Timmi Lehmann sei, so Armbrecht, wegen der Ablehnung, auf die er bei Kristin K. stieß, wütend geworden - wie in anderen Fällen auch. Er habe versucht, dem Opfer seinen Willen aufzuzwängen - wie in anderen Fällen auch. Kristin K. wehrte sich, kratzte, schlug, hatte aber gegen Timmi L. keine Chance. Der schlug brutal zurück, brach der zierlichen Frau zahlreiche Knochen - um seinen sexuellen Willen durchzusetzen - und erwürgte sie schließlich Timmi Lehmann hört sich das alles an. Ruhig, vielleicht zu ruhig. Nicht ein einziges Mal während der mehr als einstündigen Ausführungen des Richters ändert sich sein Blick.

Auch sein Gesicht bleibt regungslos - so regungslos wie zu Beginn der Verhandlung, als Rolf Armbrecht das Urteil der Kammer verkündet hatte. Und so ruhig, wie er den Ausführungen des Gerichts gefolgt ist, so ruhig verlässt Timmi Lehmann den Gerichtssaal. Ohne einem Anzeichen von Emotionen, aber in der Gewissheit, dass das letzte Wort in diesem Mordprozess noch nicht gesprochen ist.

Timmi Lehmann will, so sein Anwalt Rainer Kattau, in Revision gehen. Das Urteil von Stade ist damit bislang nicht rechtskräftig.