35 Anwohner des unteren Kreidebergs haben eine Notgemeinschaft gegründet: Seitdem mit Erlaubnis der Stadt auf einem Grundstück in der Hellmanstraße in großem Umfang Grundwasser abgepumpt wird, verzeichnen die Nachbarn vermehrt Senkungsschäden an ihren Gebäuden.

Lüneburg. Klagen auf Schadenersatz gab es bereits, in einem Fall wurde die Stadt zur Zahlung eines finanziellen Ausgleichs verurteilt - ein Prozess schwebt noch vor dem OLG Celle.

Jetzt steht eine Neuerteilung der wasserrechtlichen Erlaubnis zum Abpumpen von Grundwasser im Hellmannweg an. Die Entscheidung darüber möchte die Ratsfraktion der Linken gern in die Hände des Rates legen: "Ich habe Zweifel an der Rechtmäßigkeit der alten Erlaubnis. Es sollte eine Beweissicherung an den Häusern der Betroffenen erfolgen. Nach ausführlicher Prüfung durch die Verwaltung sollte der Rat über die Neuerteilung der Erlaubnis entscheiden", erklärte Malte Richey.

Sein Vorschlag fand keine Mehrheit: "Ich sehe nicht, dass der Rat in diesem komplizierten Verfahren mehr Sachkenntnis hat als die Verwaltung", sagte Regina Baumgarten, Fraktionschefin der CDU.

"Es muss Rechtssicherheit für die Anwohner geben", äußerte Andreas Meihsies (Grüne):"Ich schlage vor, dass wir im Bauausschuss weiter debattieren, sobald uns Gutachten zu dem Fall vorliegen."

Den Schlusspunkt in der Debatte setzte Oberbürgermeister Ulrich Mädge (SPD): "Am Kreideberg wurden bereits von unseren Vorfahren Gräben zugeschüttet - schon damals wurden aus Mangel an besserem Wissen Fehler gemacht. Die wasserrechtliche Erlaubnis im Hellmannweg wurde nach bestem Wissen getroffen - auch aufgrund der Ratschläge externer Berater. So hat die Stadt immer gearbeitet - und dabei wird es auch bleiben müssen."

Für Diskussionen sorgte auch noch einmal das Street-Art-Projekt der Leuphana. Mit Neubeginn des Wintersemesters werden 35 internationale Künstler während der Einführungswoche vom 1. bis 9. Oktober mit Graffitis und Plakaten Kunst in den öffentlichen Raum bringen. Das Projekt gilt zwischen der Stadt und der Universität als beschlossene Sache. Mit einem Änderungsantrag versuchte die Stadtratsfraktion der Linken, mehr Lüneburger in das Projekt einzubeziehen: Lüneburger Jugendliche, so der Vorschlag, sollten eine Chance haben, mit eigenen Werken an der Street-Art mitzuwirken.

"Im Prinzip eine gute Idee", nannte Friedrich von Mansberg (SPD) den Vorschlag: "Nur ist das Ganze kein Projekt der Stadt, da sind unsere Einflussmöglichkeiten begrenzt." Malte Richey gab sich damit nicht zufrieden: Man solle auf Seiten der Stadt stärker Flagge zeigen und noch einmal in Verhandlungen mit der Uni treten. Doch auch für diesen Vorstoß fand er keine Mehrheit: "Das Projekt wurde zweimal im Kulturausschuss vorgestellt. Damals wäre ausreichend Zeit für Änderungen gewesen, aber ihre Fraktion hat sich nicht geäußert", beschied OB Mädge.

Bürgermeister Gerhard Scharf (CDU) war da schon einen Schritt weiter: "Ich habe mit der Koordinatorin an Leuphana gesprochen. Für Neugestaltung der Wände am MTV-Platz will man sich um die Einbindung professioneller Lüneburger Sprayer bemühen."

Mit den Stimmen der Gruppe aus CDU, SPD und der Grünen wiedergewählt wurde Stadtbaurätin Heike Gundermann. Die Mängelliste, die Malte Richey zusammengetragen hatte, ließ Heiko Dörbaum (SPD) nicht gelten: "Frau Gundermann setzt Beschlüsse des Rates um, sie entscheidet nicht allein in Sachfragen. Ihnen hilft vermutlich nur der Umzug in eine andere Stadt."