Deutsche sind ökomüde“ war vor kurzem zu lesen. Sie würden - nach Jahren zweistelliger Wachstumsraten - erstmals weniger Biolebensmittel kaufen. Der Schuldige wurde auch benannt: die leidige Wirtschaftskrise.

"Ach was, Wirtschaftskrise", denke ich in meinem Bio-Enthusiasmus. Ich schnappe Börse und Einkaufstasche und gehe auf "Biotour". Schließlich erwarte ich bald Besuch. Auf dem Harburger Biomarkt lachen mich Schalen mit saftigen Bio-Blaubeeren an. Dazu kaufe ich einen Bio-Tortenboden und Bio-Sahne. "Das wird lecker", denke ich. Ich freute mich schon darauf, meine Freundinnen richtig gesund zu verwöhnen.

"Das schmeckt ja richtig gut", loben Iris und Petra denn auch den Blaubeer-Kuchen. "Ja, klar schmeckt das, ist ja auch alles Bio", sage ich stolz. "Ach wirklich?", antwortet Iris zögerlich. "Also, ich kaufe kein Bio mehr. Denn Bio schmeckt auch nicht besser. Gestern habe ich mich doch tatsächlich vergriffen und Bio-Schokolade gekauft." Iris verzieht das Gesicht, als hätte sie sich "bio-infiziert". "Aber Bio ist doch gesund", werfe ich ein. Jetzt schaltet sich auch Petra ein: "Das ist ja sowieso alles gelogen. Wo Bio drauf steht, ist noch lange nicht Bio drin."

Ich bin geplättet. Ist die herrliche Blaubeer-Torte plötzlich nicht mehr gut, nur weil Bio drin ist? Es gibt sie also doch die Ökomuffel. Sie meiden peinlich alles, was nach Bio riecht. Nicht wegen der Wirtschaftskrise, oh nein. Aus Angst vor der grassierenden "Ökogrippe". Die ist wohl hochgradig gefährlich.