Tischler, Dachdecker und Bäcker sorgen für Arbeitsplätze. Die Unternehmen leben vor allem von der Binnenkonjunktur. Der Bausektor boomt.

Lüneburg. Die Wirtschaftskrise hat das Handwerk im Landkreis Lüneburg verschont. Frank Ahlborn, Leiter Wirtschaftspolitik und Regionalmanagement bei der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade, sagt: "Vielmehr hat sich das Handwerk in den vergangenen Monaten als Stabilisator erwiesen." Vor allem die energetische Sanierung von Privathäusern trage stark dazu bei.

"Es zeigt sich, dass die Menschen in der Krise verstärkt in ihre Eigenheime investieren, die Energieeinsparung an ihren Häusern als krisensichere Anlage sehen", sagt Ahlborn. Auch bei Bäckern, Fleischern und Konditoren ist die Lage stabil.

Doch bei aller Freude über die Entwicklung in jüngster Zeit - es gebe auch schmerzhafte Einschnitte, besonders in den Branchen, die von Aufträgen aus dem Gewerbe und der Industrie lebten. Denn, so Ahlborn, wegen der Krise sei die Lage beim Gewerbebau schlechter geworden. ,,Bei der Leistungsvergabe ist die Industrie vorsichtiger geworden." Gleiches gelte für die Zulieferer der Industrie. ,,Die Aufträge sind rückgängig - besonders im Metallbauhandwerk." Allerdings räumt Ahlborn ein, dass letztere vor der Wirtschaftskrise sehr stark vom Aufschwung und Umsatzwachstum profitiert und Reserven erwirtschaftet hätten. Deshalb sei die Zahl der Insolvenzen und Betriebsaufgaben auch nicht gestiegen. ,,Es ist nichts dramatisches zu erkennen. Die Situation ist wie vor der Krise und es gibt keine Anhaltspunkte für einen sprunghaften Anstieg." Zumal das Handwerk in der Region auch nicht von den Einbrüchen im Export betroffen sei.

Ahlborn zieht daraus den Schluss: "Es zeigt sich, dass der Binnenmarkt stark ist, nicht zuletzt dank der kleinen und mittleren Betriebe, die Arbeitsplätze sichern. Nur deshalb kommen wir im internationalen Vergleich mit einem blauen Auge davon. Es muss über das Geschäftsmodell in Deutschland mit einem starken Export als Zugpferd nachgedacht werden." Er appelliert an die Politik, die Binnenkonjunktur mehr zu fördern als in der Vergangenheit. "Eine Erhöhung der Mehrwertsteuer merkt das Handwerk sofort. Aufträge brechen weg. Das nützt nur der Schwarzarbeit und bringt der regionalen Wirtschaft gar nichts. Ganz im Gegenteil. Sie wird geschwächt." Außerdem müsse für arbeitsintensive Dienstleistungen die Mehrwertsteuer gesenkt werden. ,,Das gilt vor allem für den Baubereich, das Frisör- und Kfz-Handwerk und reduziert die Schwarzarbeit."

Beim Blick in die Zukunft werde es ihm nicht bange, sagt Ahlborn. ,,Es wirkt im Handwerk alles recht robust." Dazu trage auch bei, dass die Betriebe - trotz immer noch hoher Zinsforderungen der Banken - in keine Kreditklemme gerutscht seien. Und auch die von der Bundesregierung im Kampf gegen die Wirtschaftskrise zur Verfügung gestellten Konjunkturmittel seien hilfreich für Handwerksbetriebe. ,,Zum Teil ist das Geld schon angekommen, weil während der Sommerferien erste Sanierungen an Schulen gelaufen sind. Es sieht ganz gut aus." Eigentlich sei es nicht schlecht, dass die Konjunkturmittel nicht in einem Schwung die Adressaten erreichten. ,,Es ist gut, dass deren Einsatz zeitlich entzerrt ist. So können die Betriebe sicher planen. Das Bauhandwerk zum Beispiel kann Aufträge in die traditionell schwächere Zeit während des Herbstes und Winters mitnehmen."