Zehn Kinder üben sich im Wildpark Nindorf als Tierpfleger. Sie erleben einen Knochenjob.

Nindorf. Vorsichtig streicht Marvin über die glatte Haut einer Bartagame. Gewöhnlich hält sich das sandfarbene Reptil in den Wüstenregionen Australiens auf. Marvin und neun weitere Kinder, die für einige Stunden als Tierpfleger durch die Gehege des Wildparks Lüneburger Heide ziehen, treffen das außergewöhnliche Tier im Exotenhaus des Wildparks. Tiere, die hier zu sehen sind, wurden illegal nach Deutschland eingeführt, vom Zoll beschlagnahmt und in Nindorf untergebracht.

Ob Agame, Leguane, Schildkröten oder Kornnattern - auch diese Tiere wollen artgerecht untergebracht, gefüttert und gepflegt werden. Und das Füttern kann schon mal zum Problem werden. So berührt Marvin zwar die Bartagame, doch kriecht der Ekel in ihm hoch, als er ihr als Appetithappen mit der Pinzette winzige Mäuse anbietet.

Aus zahlreichen Fernsehsendungen haben die jugendlichen Experten sich jede Menge Detail- Kenntnisse über den Beruf des Tierpflegers angeeignet. Die Realität ist dann doch anders als erwartet. "Wenig kuscheln und viel arbeiten", bringt es die 15-jährige Angelique auf den Punkt. Sie ist aus Bremen angereist und ihr Berufswunsch steht fest: "Ich werde auf alle Fälle Tierpflegerin."

"Allein Futter und Wasser zu verabreichen, das reicht nicht aus", erklärt Tierpfleger Sebastina. "Wir halten die Unterkünfte sauber, beschäftigen uns mit den Tieren, ziehen Jungtiere auf, kontrollieren, ob die Tiere gut fressen und führen Tierprotokolle."

Volieren, Ställe, Freigehege und Hunderte knurrende Mägen: Wenn Tierpfleger Sebastian oder Svenja Oßenbrügge, verantwortlich für Veranstaltungen und Führungen, aus dem Nähkästchen plaudern, lauschen die zehn Praktikanten aufmerksam, hören und erfahren wundersame Dinge. So hat keiner der Tierpfleger in spe je den Eizahn eines Küken berührt, die Fußkrallen von Seidenhühnern gezählt, Nasenbären oder Fischotter füttern dürfen.

Langeweile kommt nicht auf, für Abwechslung ist gesorgt. Auch nasal, denn der Kontakt mit Tierausscheidungen ist unumgänglich. So ist bereits das Auflesen von Pferdeäpfeln nicht wirklich jedermanns Sache. Dabei gehört Ausmisten von Ställen und Käfigen, Becken schrubben oder Hufe auskratzen zum selbstverständlichen Arbeitsalltag eines Tierpflegers.

Im Gedächtnis bleibt am Ende des Rundgangs die Erfahrung der unmittelbaren Nähe zu exotischen und heimischen Tieren, deren Vielfalt und Einzigartigkeit. Damit ist ein Bildungsauftrag von Tierparks wie dem in Nindorf erfüllt: Sie tragen dazu bei, den Menschen die Tierwelt näher zu bringen.