Dorfbewohner wollen die Kreisverwaltung auf Missstände bei einem Züchter hingewiesen haben.

Schätzendorf. Beim Spaziergang machten sie eine grausige Entdeckung: Julia Feddersen (31) und Astrid Hähnel (41) aus Drestedt waren am Mittwochnachmittag in einem Waldstück bei Egestorf mit ihrer Hündin Leica spazieren. Die beiden Tierschützerinnen vom Verein "Ein Herz für Hunde" hatten einen von ihnen vermittelten Hund besucht.

An einem Waldweg in Höhe der Straße Binnenbeek in Schätzendorf wurde der Hund plötzlich unruhig und zog an der Leine ins Gebüsch. Feddersen und Hähnel sahen nach und entdeckten einen Knochen unter dem Laub. Mit einer kleinen Schaufel fingen sie an zu graben und stießen auf immer mehr Knochen, Schädel- und Kieferteile, Fleischfetzen und Fellreste - in nicht einmal einem halben Meter Tiefe. Dort, wo die beiden Frauen in der Erde gruben, stank es bestialisch nach verwestem Fleisch. "Das sieht nach einem Pferd oder Fohlen aus", so Feddersen. "Das erkennt man schon an den Zähnen."

Die beiden Frauen verständigten die Polizei (die Rundschau berichtete). Die Beamten ermittelten noch am Nachmittag den Besitzer der angrenzenden Weide. Die Befragung, so ein Polizist aus Salzhausen am Donnerstag, sei ohne Ergebnis gewesen.

Die Knochen waren in direkter Nachbarschaft einer Pferdekoppel vergraben, die dem Schätzendorfer Pferdezüchter Peter W. gehört. Eine Zeugin, die nicht genannt werden möchte, sagt: "Wir vermuten, dass hier mindestens vier Fohlen vergraben sind." Es sei vielen Anwohnern und Spaziergängern in dem Gebiet bekannt, dass Peter W. nicht gerade zimperlich und artgerecht mit seinen derzeit etwa 25 Quarter Horses umgehe, so die Zeugin. Es sei schon vielen Leuten aufgefallen, dass die Tiere teilweise krank seien, sich kaum bewegen könnten oder im Dreck stünden. "Im Sommer ist das ja kein Problem, da schickt man die Pferde einfach auf die Weide", erklärt die Zeugin. "Aber die Tiere werden schlecht behandelt und bekommen gerade im Winter viel zu wenig und teilweise vergammeltes Futter. Das Heu wird nicht richtig abgelagert, die Tiere werden mit Silage gefüttert, die schnell faul wird." Bei den Tieren stünden zum Teil sichtbar die Rippen heraus.

Auf Nachfrage der Rundschau sagte ein weiterer Zeuge, auch er will namentlich nicht genannt werden, dass es mehrfach im Dorf aufgefallen und moniert worden sei, dass die Quarter Horses teilweise in einem schlechten Zustand seien, im Winter auf Weiden ohne Wasser stünden. Außerdem sei im Ort bekannt, dass "der Mann finanzielle Probleme hat und deswegen wohl auch nicht vernünftig für seine Tiere sorgen kann".

Auch das Veterinäramt sei schon mehrfach über die Zustände informiert worden. Die Zeugin: "Ich weiß, dass die Nachbarn schon öfter beim Veterinäramt angerufen haben. Ich habe von drei verschiedenen Seiten gehört, dass das Amt angerufen wurde. Aber es ist nie etwas passiert." Tierärztliche Versorgung bekommen die Tiere offenbar seit längerem nicht mehr. "Die Tierärzte aus der Umgebung fahren schon gar nicht mehr dort hin, weil der Züchter seine Rechnungen nicht zahlt", so die Zeugin. Bei einigen Tieren könne man unbehandelte, teils offene Tumore erkennen.

Nach dem Knochenfund wurde inzwischen auch das Kreisveterinäramt von der Polizei eingeschaltet. Abteilungsleiterin Dr. Astrid Krüger: "Da es sich um eine Ordnungswidrigkeit handelt, haben wir jetzt die Ermittlungen nach dem Verursacher aufgenommen. Wir haben Knochen gefunden, die wahrscheinlich von einem Fohlen stammen." Laut "Nebenprodukte-Beseitigungsgesetz und Nebenprodukt-Beseitigungsverordnung" sei es, so die Amtsveterinärin, verboten, Tiere einfach zu vergraben. Insbesondere in Naturschutzgebieten und Wasserschutzgebieten. Der Besitzer des toten Tieres muss die Tierkörperbeseitigungsanstalt benachrichtigen und den Kadaver abholen lassen.

Die Amtstierärztin will sich nicht zu Verdächtigungen äußern, will auch nicht bestätigen, dass das Veterinäramt bereits wegen dieses Züchters Anrufe von Nachbarn erhalten habe. Krüger: "Die gefundenen Knochen wurden hygienisch entsorgt, wir ermitteln jetzt in dieser Angelegenheit." Amtsveterinärin Krüger kann noch nicht sagen, wie lange die Knochen schon in der Erde lagen.

Ob an der Fundstelle noch weitere Skelette von toten Tieren liegen, ist noch nicht klar. "Um weiter nach Knochen zu graben oder zu suchen, bräuchten wir genauere Angaben von Zeugen. Erst wenn das Veterinäramt mit seinen Ermittlungen nicht weiter kommt und uns um Amtshilfe bittet, werden wir wieder tätig. In jedem Fall ist das Interesse, den Verursacher zu ermitteln ausgesprochen groß", so die Polizei.

Auf Nachfrage der Rundschau am Donnerstag äußerte sich Peter W., er habe von dem Fund derzeit keine genaue Kenntnis. Er habe gehört, es handele sich bei den Knochen um Überreste eines Hundes. "Ich habe keinen Hund, und wenn, dann würde ich ihn bestimmt nicht vergraben." Er bestätigte, dass ihm einige der angrenzenden Pferdeweiden gehören, die Pferde befänden sich allerdings alle im Besitz seiner Tochter. Bis Redaktionsschluss war die angebliche Besitzerin der Pferde nicht zu erreichen, beziehungsweise meldete sie sich nicht.