“An unserer Schule sind keine rechtsextremen Verhaltensweisen bekannt“, sagt Katrin Meyer.

Barendorf - "Unter den Jugendlichen herrscht zwar ein rüder Umgangston." Trotz einzelner rassistischer Zwischentöne seien die Beleidigungen ihrer Meinung nach aber nicht politisch motiviert. Allerdings ist sich die Politik-Lehrerin an der Schule Am Katzenberg in Adendorf gar nicht sicher, dass sie jedes Anzeichen dafür erkennen würde.

Um den Blick nach rechts zu schärfen, meldete sich Meyer zu einem Seminar der Friedrich-Ebert-Stiftung an. In dem Wochenendseminar an der Heimvolkhochschule Barendorf geht es um das Thema "Rechtsextremismus in der Schule". "Ich wollte mich auf den neuesten Stand bringen", erklärt sie ihre Motivation. Auf ihren Demonstrationen tragen Neonazis heute zum Beispiel schwarz-weiße Palästinenser-Tücher. Meyer: "Die habe ich früher selber getragen."

Rechtsextremisten fallen heutzutage nicht mehr einfach durch Glatzkopf, Bomberjacke und Springerstiefel auf. "Das ist Old School", sagt Ingo Siebert. Er referiert auf Veranstaltungen der SPD-nahen Ebert-Stiftung über die Mode und Symbole der rechtsradikalen Szene. "Viele Lehrer sind da oft nicht auf dem aktuellen Stand", sagt er. Neben dieser reinen Wissensvermittlung will Siebert die Lehrer bei seinen Seminaren auch dazu anleiten, schlagfertig und vor allem mit guten Argumenten Paroli bieten zu können.

Der richtige Umgang mit Schülern, die im Unterricht rechtextremistische Parolen verbreiten, ist für Siebert die offensive Wortschlacht. "Das dürfen Lehrer nicht ignorieren oder durchgehen lassen, denn auch Grenzen gehören zur Demokratie." Zusammen mit den Menschenrechten, sollte das Demokratieprinzip die Basis jeder Schulkultur bilden, so der Lehrer-Trainer.

"Es geht nicht allein darum, die Schüler vom Gegenteil zu überzeugen", sagt Siebert. "Der Lehrer gewinnt auch dadurch, dass er die Diskussion auf die Sachebene holt." Dazu sollten die Pädagogen nicht moralisch argumentieren. Stattdessen empfiehlt er die Frage: "Was wäre Deutschland ohne Ausländer?"

Solche offenen Fragen entlarven rechtsextreme Sprücheklopfer oftmals sehr schnell. Voraussetzung dafür ist laut Siebert, dass die Lehrer ruhig und humorvoll bleiben und niemals persönlich verletzend werden. Außerdem sei es wichtig, dass die Schüler nicht zum nächsten Diskussionsthema springen dürfen, sobald es ihnen unangenehm wird. Damit der Gegenseite nicht die Argumente ausgehen, analysiert Siebert mit den Teilnehmern seiner Workshops Texte rechtsextremer Parteien.

Ingo Siebert empfiehlt allen Pädagogen die Broschüre "Das Versteckspiel". Sie gibt es auch kostenlos im Internet. (chh)

www.dasversteckspiel.de