Einig sind sich die Senioren nur beim Thema: Sicherung der Altersbezüge. Kreisvorstand der “Wir Rentner machen mobil“ (WRMM) tritt zurück.

Lüneburg. Eigentlich sollten zur Bundestagswahl am 6. September mindestens zwei Rentnerparteien auf dem Wahlzettel der Lüneburger stehen. Neben der Rentner- und Rentnerinnenpartei (RRP) wollte auch die WRMM (Wir Rentner machen mobil) antreten. Doch Willi Reiter, bis vor kurzem als Bundestagskandidat der WRMM im Gespräch, hat das Handtuch geworfen: "Zur Bundestagswahl trete ich nicht an. Ich habe mich aus der Partei zurückgezogen", sagt er.

Mit ihm ist der komplette Kreisvorstand der WRMM in Lüneburg zurückgetreten: "Es gab unschöne Querelen mit dem Landesverband", sagt Reiter. Er selbst hat genug von Parteiämtern: "Ich werde mich nicht wieder um ein politisches Amt bewerben. Ich hätte nicht gedacht, dass ich im Wahlkampf gegen meinen eigenen Landesvorstand antreten muss", sagt Reiter.

An Stelle von Willi Reiter führt derzeit kommissarisch eine Frau die WRMM im Landkreis. Helga Stiller aus Rullstorf will versuchen, die Wogen in der Partei auf Kreisebene zu glätten: "Wir haben übergangsweise einen Gebietsverband Lüneburg-Salzgitter gegründet. Im Herbst möchten wir einen neuen Kreisvorstand wählen", sagt Stiller. Sie will auf jeden Fall weiter für die WRMM aktiv sein: "Das Thema Rentenpolitik ist aktuell, die Menschen sind dafür sensibler geworden. Bei der Kommunalwahl in zwei Jahren wollen wir auf jeden Fall antreten."

Die Teilnahme an der Bundestagswahl wäre aus ihrer Sicht ohnehin problematisch gewesen: "Einen Wahlkampf zu führen, kostet viel Geld und Energie. Finanziell wäre das wahrscheinlich nicht zu schaffen gewesen. Unsere Mitglieder zahlen einen Mitgliedsbeitrag von einem Euro pro Monat. Sponsoren haben wir nicht - so kann man keine großen Sprünge machen", sagt Stiller.

Antreten zur Bundestagswahl will dagegen die Konkurrenz bei der RRP: "Unser Bundestagskandidat für den Wahlbezirk ist Horst Gilles aus Bleckede", sagt Jens Kiesel, 1. Vorsitzender des Kreisverbandes der RRP.

Was ihm Sorgen macht, ist nicht in erster Linie die finanzielle Lage, obwohl auch die ein Thema ist: "Wir finanzieren uns auch nur aus privaten Mitteln. In die öffentliche Finanzierung kommt man erst, wenn man 0,5 Prozent der Stimmen bundesweit aufweisen kann. Bei der Europawahl hatten wir immerhin 0,4 Prozent, aber das reicht nicht." Nachdenklich stimmt ihn vor allem die Zersplitterung der Bewegung: "Es gibt eine weitere Gruppierung auf dem Gebiet, das ist die Rentnerpartei Deutschland. Sie hat bisher erst in Hamburg und Schleswig-Holstein einen Landesverband, aber bei der Europawahl stand sie schon auf dem Wahlzettel."

So gibt es womöglich bald drei Parteien, die ein und dasselbe Anliegen beim Bürger verfechten: "Das ist nicht gut", sagt Jens Kiesel. "Unserer bisherigen Gespräche mit der WRMM auf Kreisebene waren aber leider komplett erfolglos. Vielleicht wird das mit dem neuen Vorstand anders."