Am alten Kran gab es jahrzehntelang nur Kneipen. Jetzt bekommt das historische Viertel ein neues Gesicht.

Lüneburg. Im Mittelalter waren es kleine Brauereien und die Warenlager der Kaufleute, die in den Straßen rund um den alten Kran residierten. Dort, an der Ilmenau, schlug das eigentliche Herz der Stadt - bis sich die Warenströme der Kaufleute weg vom Wasser und immer mehr auf den Landweg verlagerten.

Die Bedeutung des Lüneburger Wasserviertels sank. Im 20. Jahrhundert dominierte hier schließlich vor allem die Kneipen und Szenelokale.

Jetzt aber finden sich nach und nach auch andere Nutzer für die Giebelhäuser rund um die alte Abtsmühle. Im alten Kaufhaus, in dem bis vor einigen Monaten die Lüneburger Berufsfeuerwehr untergebracht war, baut Investor Hennig J. Classen für rund sieben Millionen Euro ein Hotel - im Frühjahr 2010 soll es fertig sein. Noch verhüllen Planen das Gebäude, das komplett entkernt wird. Voraussichtlich im März kommenden Jahres sollen den Besuchern der Stadt dann 82 Hotelzimmer zur Verfügung stehen.

Zwei Galerien existieren bereits seit einiger Zeit - und ab sofort gibt es in der Lünertorstraße noch etwas Neues zu entdecken: Die Lüneburgerin Dagmar Heppner hat hier soeben eine Gewürzmanufaktur eröffnet. Die Geschäftsidee: "Ich verkaufe Gewürzmischungen aus aller Welt, Rohgewürze und Kräuter", sagt Heppner. Die Gewürze kann man bei ihr im Laden gleich mahlen lassen, dann ist das Aroma besonders intensiv. Die größte Kostbarkeit im Hause Heppner ist allerdings eine Neuheit, die sich die junge Geschäftsfrau europaweit hat patentieren lassen: "Ich vergolde Kandiszucker, Salz und normalen Zucker mit Blattgold. Das funkelt ganz prächtig."

Das Verfahren dafür hat sie selbst entwickelt: "Auch eine Gewürzmühle zerstört die Verbindung nicht. Und das Blattgold kann bedenkenlos mitverzehrt werden", sagt Dagmar Heppner. Entwickelt und umgesetzt hat sie die Idee von den goldenen Gewürzen allein: "Meine Mutter war Apothekerin. Ich habe schon immer gern mit Gewürzen und Kräutern experimentiert."

Und diese Leidenschaft verfolgt die begeisterte Hobbyköchin auch weiter: "Derzeit arbeite ich an einem speziellen Heidesalz - aber das ist noch nicht ganz fertig für den Verkauf."

Geholfen hat ihr beim Start in die Selbstständigkeit die Gründungswerkstatt der Wirtschaftsförderung Lüneburg: "Ich habe von Anfang an meine Idee geglaubt. Die Teilnahme an der der Gründungswerkstatt hat mich in meinen Entschluss bestätigt", sagt die Geschäftsfrau. Dass sie für ihren Einstieg in die Geschäftswelt den richtigen Standort gewählt hat, davon ist sie überzeugt: "Es ist einfach wunderschön hier am alten Kran. Und wenn das Hotel gegenüber geöffnet hat, kommen auch noch mehr Touristen."

Die Stadt will das Viertel weiter sanieren. "Zurzeit läuft der Ausbau der Kaufhausstraße", sagt Stadtpresssprecher Daniel Steinmeier. Von den ursprünglichen Plänen, das Viertel um den Stintmarkt mit Hilfe von Geld der Europäischen Union zu restaurieren, musste die Stadt inzwischen Abstand nehmen.

Damit steht auch die Wiederherstellung eines alten Hansehafens, wie sie vor allem der Verein Lüneburger Altstadt (ALA) unter Curt Pomp befürwortet, in den Sternen. Aber aufgeben hat man die Sanierungsbemühungen im Rathaus nicht: "In das Viertel fließen Mittel aus dem niedersächsischen Städtebauförderungsprogramm", sagt Steinmeier. "Über fünf Jahre gibt es in Raten insgesamt 240 000 Euro für Städtebaumaßnahmen. Die Summe muss allerdings von der Stadt gegenfinanziert werden."