Das finanzielle Defizit lastet schwer auf vielen Gemeinden: Immer mehr öffentliche Einrichtungen müssen ihren Service einschränken.

Kirchgellersen. Anders ist das in Kirchgellersen. Dort sollte im Jahr 2003 eine Badestelle aus Kostengründen geschlossen werden. Aber eine Handvoll Bürger konnte die Schließung abwenden: "Wir haben einen Förderverein gegründet. Angefangen haben wir mit etwa 30 Leuten", erinnert sich Leo W. Tristram, der 1. Vereinsvorsitzende. "Es gab kein anderes, vernünftiges Schwimmbad in der Nähe. Wir haben uns gedacht: Bevor wir es über offizielle Wege versuchen, nehmen wir es als Bürger in die Hand. Dann geht es schnell."

Die Gelegenheit war günstig: Es standen Fördermittel aus EU-Töpfen zur Verfügung. "Auch die Samtgemeinde Gellersen und die Gemeinde Kirchgellersen haben den Umbau unterstützt", sagt Tristram.

Im Jahr 2004 machten die Vereinsmitglieder sich an den Umbau der Badestelle. Es ging darum, die Wasserqualität des Naturbades zu verbessern: "Inzwischen nutzen wir eine Kläranlage der Gemeinde, die ganz in der Nähe liegt", sagt Jürgen Hövermann, Vorstandsmitglied im Förderverein. "Das Badewasser ist frei von Chlor, wir haben Kiesfilter für die Wasserreinhaltung. Die Wasserqualität wird 14-tägig beprobt, wenn es heiß ist, auch öfter", sagt Hövermann.

Der Förderverein kümmert sich um alle anfallenden Belange: "Einmal im Jahr rücken ehrenamtliche Helfer zur Grundreinigung an. Wir versuchen, auch die Jugendlichen einzubinden. Was man selbst hergerichtet hat, zerstört man nicht wieder", sagt Hövermann.

Der Verein organisiert auch die Badeaufsicht durch ausgebildete Rettungsschwimmer: "Natürlich ist das mit Arbeit verbunden. Aber ich wohne in der Nähe und komme aus dem Dorf, da macht man so etwas mit", sagt Ralf Lemke, der die Badeaufsicht organisiert.

Ärger gibt es selten: "Obwohl sich es nicht lohnt, wird ab und zu in den Kiosk eingebrochen. Der Sachschaden, der entsteht, ärgert einen schon", sagt Fördervereinsmitglied Thomas Braatz.

Rund 10 000 Euro pro Jahr kostet der Badebetrieb: "Zuschüsse kommen von der Samtgemeinde, der Rest stammt aus Eintrittsgeldern, aus Spenden und den Jahresbeiträgen der Vereinsmitglieder", sagt Leo Tristram. Für 25 Euro pro Jahr haben Vereinsmitglieder mit der Familie freien Eintritt. Das Bad ist ein Erfolgsmodell - immer mehr Veranstaltungen weist das Sommerprogramm auf: Lesungen für Kinder, Energy Dance, Spiel ohne Grenzen - im Naturbad wird nicht nur gebadet.

In Kirchgellersen haben Bürger in Zeiten knapper Kassen eine Einrichtung möglich gemacht, die anderswo fehlt: "Aber ohne weiteres lässt sich das Modell wohl nicht auf andere Gemeinden übertragen", sagt Leo Tristram. "Man braucht ein gutes Konzept - und eine Mannschaft, die professionell zusammenarbeitet."

"Hier ist das Gemeinschaftsgefühl stark", sagt Thomas Braatz. Aber er sieht auch Grenzen: "Wenn Handwerker Aufträge verloren gehen - zum Beispiel weil die Eltern die Klassen ihrer Kinder selbst streichen müssen, dann schadet das der Konjunktur."