Beim geplanten Deichbau in Amt Neuhaus sinken die Chancen auf zusätzliche Überflutungsauen für das Biosphärenreservat Elbtalaue.

Amt Neuhaus. "Wir haben uns zwei Jahre vergeblich bemüht, die Flächen zu bekommen", sagte Hans Ebeling, Neuhauser Deichverbandsvorsteher. Nun sei der Planfeststellungsantrag für das zwölf Millionen Euro teure Projekt mit elf Kilometern Deich an den Elbzuflüssen Sude und Krainke gestellt worden. Mit der Baugenehmigung werde noch 2009 gerechnet.

Das Umweltministerium hat indes die Gespräche mit den Grundeigentümern noch nicht aufgegeben. Wenn diese einlenkten, könne die Trasse noch geändert werden, sagte Almut Kottwitz, Abteilungsleiterin für Wasserwirtschaft im Ministerium. Dann seien neben den ohnehin realisierbaren 20 Hektar zwei weitere Flächen von 65 und 34 Hektar Größe denkbar.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz, die Verwaltung des Biosphärenreservats sowie die Grünen-Landtagsfraktion fordern sogar, rund 500 Hektar Wiesen und Äcker auszudeichen. Doch auch hier lehnen die betroffenen Eigentümer einen Landverkauf oder -tausch ab. Die Flächen lägen in der höchsten Schutzzone des Reservats, sie seien vor allem für den Storchenschutz von großer Bedeutung und bildeten einen natürlichen Hochwasserschutz, argumentieren die Grünen. Außerdem sei in Amt Neuhaus dadurch eine Verkürzung der Deichstrecke um fünf Kilometer möglich, was die Bau- und Unterhaltungskosten reduziere. "Aus unserer Sicht steht die Kostenfrage nicht im Vordergrund", sagte Kottwitz. Der Bau müsste noch im Jahr 2010 beginnen, damit die Mittel aus dem Wiederaufbaufonds des Bundes nach dem Elbehochwasser 2002 nicht verfallen.

Enteignungen lehnten sowohl Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) als auch der Neuhauser Deichverband ab. Als Vorbild für die Schaffung neuer Überflutungsflächen nennen die Naturschützer ein Projekt im brandenburgischen Lenzen. Dort sei dank der Rückverlegung eines Deiches eine 420 Hektar große Auenwald- und Weidelandschaft entstanden, die vielen seltenen Tieren und Pflanzen eine Heimat biete und mehr als 15 Millionen Kubikmeter Wasser aufnehmen könne.