Kommunale Betriebe von Nachbarstädten gewinnen immer mehr neue Kunden im Landkreis Lüneburg. Vorreiter dieser Bewegung waren vor fünf Monaten die Stadtwerke Barmstedt.

Lüneburg. Deren Werkleiter Fred Freyermuth konnte gestern den tausendsten neuen Abnehmer von Erdgas der Schleswig-Holsteiner in der Region rund um die Salzstadt begrüßen.

"Der Anbieterwechsel weg von 'E wie einfach' war ganz einfach", berichtet Neukunde Achim Kruse. "Ein Telefongespräch und ein Besuch im Kundenzentrum reichten." Als Belohnung für seine Eigeninitiative spart der Familienvater nach eigenen Angaben pro Jahr etwa 50 Euro bei der Gasrechnung. In seinem zirka 150 Quadratmeter großen Einfamilienhaus in Oedeme verheizen er, Ehefrau Petra und Sohn Fabio jährlich etwa 28 000 Kilowattstunden.

Kunden wie Kruse bezahlen bei den Barmstedtern etwa 135 Euro weniger als im für sie günstigsten Tarif des Ex-Monopolisten E.on Avacon. Um 553 Euro billiger ist laut dem Verbraucherportal Verivox der Energie-, Kommunikations- und Finanzdienstleister Teldafax. Das gilt allerdings nur im ersten Jahr.

Auf den Plätzen zwei und drei folgen die Goldgas Stadtwerke Nürnberg und der kommunale Versorger aus Uelzen. Etwas teurer ist das Angebot der Stadtwerke Wedel. Neuester Anbieter mit städtischem Personal in der Führungsetage sind die Stadtwerker aus Geesthacht. Seit zwei Wochen bieten sie Erdgas in der Region Lüneburg an. Sowohl ihr fixer Grundpreis als auch ihr verbrauchsabhängiger Arbeitspreis liegen über denen der Barmstedter.

Beide Stadtwerke garantieren bis zum 30. September 2010 einen Festpreis. "Das könnte jetzt zum Problem werden", sagt Thomas Wiegand, Sprecher der Interessengemeinschaft Energiepreise Lüneburg (Igel). "Denn die bislang Günstigsten am Markt könnten zum Kostenführer werden." Er möchte mit Stadtwerke-Leiter Freyermuth bessere Konditionen für Igel-Mitglieder aushandeln.

Die teuren Tarife von E.on Avacon stehen nämlich vor einer Preisanpassung. Deutschlands größter Energiekonzern E.on hat Ende voriger Woche angekündigt, seine Gaspreise im Oktober zu senken. Privatkunden müssen dann zwischen zehn und 15 Prozent weniger zahlen.