“Sallier ist unser Untergang“ ist in großen roten Lettern an der cremefarbenen Hauswand zu lesen. Nicht weit entfernt steckt ein überdimensionales, grünes Pappmaché-Gesicht dem Betrachter seine leuchtendrote Stoffzunge entgegen. Ergänzt wird das Szenario unter anderem durch Transparente, Plakate und einer Fahne über der Straße. Seit Monaten wehren sich die Anwohner der Frommestraße und der Bastionsstraße gegen den geplanten Neubau des Immobilienunternehmens Sallier.

Lüneburg. Der Baugrund liegt mitten im Senkungsgebiet, sei nicht tragfähig, fürchtet die Bürgerinitiative (BI) Fromme/Bastionsstraße. Aktivist Holger Petersmann kritisiert: "Der Neubau könnte die Bewegungen im Senkungstrichter verstärken. Die Nachbarhäuser würden dann weiter abrutschen." Außerdem werde durch den geplanten modernen Quader das historische Stadtbild gestört und in die natürliche Sozialstruktur des Wohngebietes eingegriffen.

Petersmann: "Wir glauben, dass der Mietspiegel langfristig angehoben wird und dadurch die bisherigen Mieter verdrängt werden." Das Phänomen sei aus einigen Hamburger Stadtteilen wie dem Schanzenviertel lange bekannt - und nun auch in Lüneburg angekommen. "Hier wird einfach in die Lebensqualität der Anwohner eingegriffen, ohne ihnen ein Mitspracherecht zu gewähren", so Petersmann weiter. Wie berichtet, wurde das Projekt erst öffentlich diskutiert, als der Neubau bereits beschlossene Sache war.

Das hatte auch der Lüneburger Bürgerverein kritisiert. In ihrer Stellungnahme betonte die Stadtverwaltung Anfang Juli: "In einem Baugenehmigungsverfahren ist grundsätzlich keine Beteiligung der Öffentlichkeit vorgesehen. Es besteht also weder ein Anspruch noch ein Erfordernis, ein privates Bauvorhaben der Öffentlichkeit vorzustellen." Trotzdem findet Petersmann: "Eine alternative Nutzung hätte diskutiert werden müssen."

Davon sind zahlreiche Anwohner überzeugt und protestieren weiter. Als die ersten Bäume in Vorbereitung auf den Bau fielen, zierten Grablichter das Grundstück. Inzwischen hat sich ein buntes Widerstands-Kabinett angesammelt. Nächster Programmpunkt: Morgen ab 14 Uhr wird die Bürgerinitiative bei Kaffee und Kuchen über das Bauvorhaben informieren. Um 17 Uhr ist ein Demonstrationszug zum Marktplatz geplant.

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