Ein Mann und die Frauen in den Fangstricken der Intrige - für zwei von ihnen endet das Spiel tödlich.

Lüneburg. Zum zweiten Mal präsentiert das "Theater zur weiten Welt" ein Sommertheater in Lüneburg: Diesmal sind ab Donnerstag, 16. Juli, im Hof der Musikschule die "Gefährlichen Liebschaften" des Franzosen Choderlos de Laclos zu sehen. Bei der Dreierkonstellation auf der Bühne geht es um Heimlichkeiten zwischen zwei Frauen und einem Mann - es geht um Intrigen, Lügen und Verrat: Die ebenso verwöhnte wie gelangweilte Marquise Merteuil schlägt dem Vicomte de Valmont vor, eine tugendhafte Frau zu verführen. Zur Belohnung dafür, dass er die gewissenhafte Madame de Trouvel erobert, will die Marquise den Vicomte mit einer Liebesnacht belohnen.

Was als boshafte Intrige beginnt, endet für zwei von drei Beteiligten tödlich: "Es geht letztlich um die Unfähigkeit, wahrhaftig zu lieben", sagt Rüdiger Kunze, Regisseur des Stückes "Gefährliche Liebschaften". Der Roman des Franzosen Pierre-Ambroise Choderlos de Laclos spielt im Jahr 1782, kurz vor Ausbruch der französischen Revolution.

Erbarmungslos enttarnt er die Unmoral, die den gelangweilten Adel im französischen Rokoko kennzeichnete: "Die Medien beschäftigen sich derzeit in erster Linie mit moralischen Fragen, wenn es um den Umgang mit Geld geht. Im Angesicht der Finanzkrise ist das nachvollziehbar", sagt Rüdiger Kunze. "Aber auch das Thema Moral in Beziehungen ist keineswegs unmodern."

Die Fähigkeit, selbstlos zu lieben, wird in jeder engen, menschlichen Beziehung gebraucht: "Dass es da Probleme gibt, zeigen unsere Scheidungsraten", sagt Kunze. Das Intrigenspiel um Liebe und Erotik bringt er nicht als Kostümstück auf die Bühne, wie der erfolgreiche Film von Stephen Frears mit Glenn Close und John Malkovich es tat: "Wir wollen kein Sittengemälde des 18. Jahrhunderts präsentieren, sondern den Kernkonflikt zwischen den drei Hauptakteuren zeigen", sagt Kunze.

Dem Mann zwischen den zwei Frauen kommt dabei eine bitterböse Rolle zu, denn der Vicomte de Valmont ist nicht eben ein Sympathieträger: "Immerhin erkennt er am Schluss seine Unfähigkeit, wahre Liebe zu empfinden", sagt Raimund Wurzwallner, der auf der Bühne in der Rolle des Vicomte zu sehen ist. Für seine Selbsterkenntnis muss der Vicomte am Ende allerdings zahlen: "Was die Figuren für einander empfinden, basiert mehr auf ihrem Zerstörungstrieb als auf positiven Emotionen", sagt Wurzwallner. Auch die Frauen um den Vicomte überstehen die Tragödie nicht unbeschadet: "Die Marquise verliert ihren guten Ruf, aber die Figur der Madame de Trouvel leidet sicher am meisten. Sie ist die Tugendhafte - eine Charaktereigenschaft, die uns heute ein wenig fremd geworden ist", sagt Birgit Becker.

Das Spiel um echte Emotionen, um Beziehungen, Verrat und Tod ist vom 16. bis 19. Juli, vom 22. bis 24. Juli und am 26. Juli, sowie vom 30. Juli bis zum 2. August und vom 5. bis zum 7. August und letztmalig am 9. August, jeweils um 20.30 Uhr, im Innenhof der Musikschule, An der Münze 7, zu sehen. Karten für "Gefährliche Liebschaften" gibt es für 16,50 Euro bei der Konzertkasse, Am Sande 17 und an der Abendkasse.