Wer als Jugendlicher mit einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert wird, soll danach nicht einfach entlassen werden, als wäre nichts gewesen. Sondern Sozialpädagogen sollen mit den jungen Leuten über ihren Absturz reden. Das ist ein Ziel des Projekts “Hart am Limit“ (HaLT), das nächstes Jahr in Lüneburg starten könnte.

Lüneburg. Zurzeit erarbeiten Mitarbeiter von Drogenberatungsstelle "drobs" und Stadtverwaltung ein Konzept für die Umsetzung des Projekts, den entsprechenden Auftrag dafür hatte der Jugendhilfeausschuss der Stadtverwaltung gegeben.

Gabriel Siller, Leiter der "drobs", die von der Diakonie getragen wird, erläutert den Hintergrund des Projekts: "Das sind die ständigen Meldungen über massiv trinkende Jugendliche. In Lüneburg wurden im vergangenen Jahr rund 35 junge Frauen und Männer deswegen ins Krankenhaus eingeliefert, das ist aber nur die Spitze des Eisbergs." Die Dunkelziffer sei weitaus höher, sagt Siller, denn: "Eigentlich gehören die Jugendlichen schon mit 1,5 und 2,5 Promille in die Klinik, so groß ist die Vergiftung. Aber die meisten werden stattdessen nach Hause gebracht, damit kein Aufsehen erregt wird."

Und selbst wenn ein Absturz im Krankenhaus endet, werde in den Familien danach meist "so getan, als sei nichts gewesen", weiß der Sozialpädagoge. Das soll sich mit "HaLT" ändern. "Wir wollen einen Punkt machen, Stopp sagen. Die Jugendlichen sollen spüren, dass die Erwachsenenwelt auf ihren Alkoholkonsum auch reagiert."

So soll das Klinikum die Fälle bei der "drobs" melden, von dort würden dann Mitarbeiter zu den Jugendlichen geschickt. "In diesem Interventionsgespräch geht es noch gar nicht um das Thema Sucht, sondern darum, warum der junge Mensch sich eigentlich so hat volllaufen lassen", erklärt Siller. Im Anschluss sollen Gespräche mit den Eltern stehen, auch, um mögliche Spannungssituationen in den Familien zu entlasten.

Alkohol-Abstürze von Jugendlichen ziehen sich quer durch die Gesellschaft, betont Siller, "das kommt in den besten Familien vor". Sie können zum Beispiel eine Reaktion der Heranwachsenden auf die Trennung oder Krisen der Eltern sein. "90 Prozent kommen damit einigermaßen zurecht", stellt der Experte klar, "aber zehn Prozent haben Probleme. Und um wieder fünf Prozent davon müssen wir uns dringend kümmern."

Zusätzlich zu den Gesprächen sollen freizeitpädagogische Angebote Teil von "HaLT" sein sowie eine Vernetzung aller Beteiligten zum Thema Alkohol und Jugendliche - auch etwa von Kiosk- und Tankstellenbetreibern, um sie für das Verkaufsverbot zu sensibilisieren.

Ob das Projekt umgesetzt wird, hängt ganz wesentlich an der Finanzierung. Mit rund 50 000 Euro Kosten rechnet die Stadt für jeweils eine halbe Stelle in der "drobs" und eine in der Verwaltung. Waldemar Herder, Fachbereichsleiter Familie und Bildung: "Das Projekt ist ein Schritt in die richtige Richtung, verhindert in der Zukunft vielleicht den ein oder anderen Jugendhilfefall. Aber das Budget im nächsten Haushalt zu erhöhen, wird aufgrund der Kassenlage nicht einfach sein. Wir hoffen aber, es unterzubringen. Die Politik steht hinter uns."