Eine Neuseeländerin setzt auf Pflanzenstoffe bei der Entwicklung. Im Foyer der Unibibliothek sind derzeit Chlorophyll-Bilder zu bestaunen.

Lüneburg. Seit dem gesetzlich verankerten Siegeszug der Energiesparlampe in Neuseeland gilt die grüne Insel im Pazifik weltweit als Klimaschutz-Vorreiter. Innovativ arbeitet auch die junge neuseeländische Künstlerin Rosemary Horn. Die mehrfach ausgezeichnete Fotografin zeigt experimentelle Chlorophyll-Drucke.

Rosemary Horns Vision: Eine giftfreie Foto-Entwicklung, bei der der Laborbedarf aus dem eigenen Garten kommt und Abfallprodukte dorthin zurück wandern. Horn nutzt daher bei der Entwicklung ihrer Drucke den natürlichen Prozess der Photosynthese. Statt mit giftigen Silbersalzen arbeitet die Überzeugungstäterin mit dem lichtempfindlichen Pflanzenfarbstoff Chlorophyll.

Die Künstlerin studierte an der Massey Universität in Wellington Foto-Design und absolvierte 2006 mit Auszeichnung. Bereits während ihrer Ausbildung erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen. Ihre Ausstellung "Anthotypes", "Blütendruck", ist noch bis zum 10. Juli im Foyer der Universitätsbibliothek Lüneburg zu sehen.

Bei der Bearbeitung ihrer Bilder verzichtet Rosemary Horn auf den Einsatz jeglicher Chemie. Stattdessen kommen Pflanzensäfte zum Einsatz: Mit Hilfe von Mangold und Petersilie, Rotkohl oder Spinat bringt sie ihre Fotodrucke auf Lithografie-Papier. Andere Bilder projiziert Rosemary Horn auf große Laubblätter. Industrieanlagen, Betonmauern oder Warnschilder stellt sie in Kontrast zu natürlich Gewachsenem. Ihre Bilder zeigen Orte, an denen selbst Topfpflanzen wie Fremdkörper wirken.

Die Motive für ihre Werke findet die Fotografin unter anderem auf ausgedehnten Radtouren - gerade ist sie zurück aus Großbritannien. Auch darin zeigt sich ihr ökologisches Denken. Horn: "Ich möchte mit meiner künstlerischen Arbeit selbst Verantwortung übernehmen."

Im Rahmen einer Forschungsarbeit experimentierte Rosemary Horn zwei Monate lang, um die richtigen Materialien für den Bio-Druck zu finden. Dabei orientierte sie sich unter anderem an Arbeiten von Binh Dahn sowie dem britischen Künstler-Paar Heather Ackroyd und Dan Harvey, das Fotografien auf grasbewachsene Wände projiziert. Ein auf Folie gedrucktes Digitalfoto wird in einem Glas-Rahmen auf ein mit Pflanzensaft bestrichenes Papier oder auf ein frisches Laubblatt gepresst. Je nach Sonnenintensität wird es dann mehrere Stunden dem Sonnenlicht ausgesetzt. "Jedes Blatt reagiert anders, nichts ist vorhersehbar. Das macht die Technik aufregend," so Horn.

Auf Einladung von Claudia Jonischkies, Kulturreferentin des Studentenwerks Braunschweig, vermittelte Horn das Verfahren kürzlich im Workshop "Experimentelle Fotografie" Studierenden der Leuphana Universität.

Wie flüchtige Traumbilder wirken die grasgrünen oder violetten Fotografien. Ohne Sonnenschutz hätten die präzisen Lichtzeichnungen tatsächlich nur eine kurze Lebensdauer. Doch gerade den Kontakt mit solchen natürlichen Prozessen schätzt die Fotografin, die bewusst auf wenig verarbeitete Materialien und einen vereinfachten Druckprozess setzt. Dabei muss jeder Schritt wohl überlegt sein.

Nach eigener Aussage hat sich durch diese langsamere Technik Horns Blick auf die technologische Entwicklung, die auf immer schnellere, immer kleinere Geräte abzielt, grundlegend verändert. Mehr Informationen im Internet.

www.photogirl.co.nz

www.alternativephotography.com