So mancher junge Fußballer hatte keine Ahnung, wer da auf dem Bolzplatz freigiebig Autogramme gab.

Bardowick. Franz Beckenbauer eroberte die Herzen der Bardowicker wie im Fluge. Obwohl bei seiner Ankunft auf dem Sportplatz nicht allen sofort klar war, wer der prominente Besucher war.

Zwei kleine Steppkes, bekleidet mit Trikots des TSV Bardowick, bahnten sich den Weg durch die dichte Menschentraube aus Fans, Fotografen, Kamerateams und Journalisten, die sich in Windeseile um ,,Kaiser" Franz gebildet hatte. Die beiden Nachwuchskicker steuerten auf die deutsche Fußball-Legende zu - wollten eine Unterschrift von ihm. Kurz vor ihrem Ziel tauschten die beiden noch einmal Gedanken aus: "Der Beckenbauer ist super. Ich will ein Autogramm." "Ja, ich auch. Aber wer ist das überhaupt?" Egal. Der gut gelaunte, freundliche, braun gebrannte Herr im Sakko erfüllte den Wunsch der beiden Jungen. Und nicht nur sie bekamen, was sie wollten. Franz Beckenbauer schlug keine Bitte um ein Autogramm aus, signierte geduldig und charmant alles, was ihm die Fans für eine Unterschrift reichten: Trikots, Zettel, Bierdeckel, Weißbiergläser, Fußbälle, Bücher, Bayern-München-Aufkleber.

Doch nicht nur der einstige Fußball-Weltmeister und Teamchef sowie derzeitige Bayern-Präsident sammelte kräftig Sympathiepunkte bei der Einweihung eines Mini-Spielfeldes in Bardowick als eines von 1000, dessen Bau der Deutsche Fußballbund finanziell fördert. Auch seine Frau Heidrun strahlte bei der zweistündigen Stippvisite in ihrem Heimatort und steckte mit ihrem Lächeln die rund 500 kleinen und großen Besucher der Bolzplatz-Eröffnung an. Die Stimmung war so, als würde sich das Sommermärchen der Fußball-WM 2006, die Beckenbauer nach Deutschland geholt hatte, fortsetzen. Denn auch die Sonne schien genauso herrlich wie damals. Kein Wunder, dass der TSV-Vorsitzende Jürgen Preuß sagte: ,,Bardowick hat beim Besuch von Franz Beckenbauer Kaiserwetter."

Der Bayer gab zu, dass es trotz der häufigen Besuche bei seinen Schwiegereltern in Bardowick mit dem Plattdeutschen noch ziemlich hapere. Aber dass die Geschichte des Heimatortes seiner Frau ihm vertraut ist, bewies er mit Humor: ,,Heinrich der Löwe hat 1158 München gebaut und auf dem Rückweg noch schnell Bardowick zerstört." Nach der offiziellen Einweihung des Bolzplatzes und nachdem Preuß das Ehepaar Beckenbauer zu Ehrenmitgliedern des TSV kürte, musste der Kaiser selber ran: Penalty-Schießen. Zu mehr ließ er sich nicht überreden. Auch wenn es in den Füßen jucke, habe er vor 14 Jahren mit dem Fußball aufgehört. ,,Ich will es euch nicht antun, dass ich hier herumstolpere", entschuldigte er sich, dass er nur dreimal selber aufs Tor zielte und sich anschließend mit dem acht Jahre alten Nils Meyer als Torwart-Doppelpack versuchte.

Ob die beiden kleinen Autogrammjäger nach dem Beckenbauer-Besuch auf ihrem Sportplatz nun wissen, dass sie von einem der berühmtesten Deutschen eine Original-Unterschrift ergattert haben, bleibt offen. Vielleicht ahnen sie, dass der Mann im Sakko früher einmal ein herausragender Fußballer war.