Drei Dinge sollte ein Student bis zum Abschluss getan haben: Eine Semesteranfangsparty besuchen, mit dem Prüfungsamt die Prüfungsordnung diskutieren und eine Reise unternehmen. Die beiden ersten Aufgaben haben ein voraussehbares Ende - im Vamos wird zu früher Stunde immer Lotto King Karl gespielt und der Student hat immer Recht. Eine Reise steckt dagegen voller Überraschungen.

Gleich ob Pauschalreise - welche Zeitschriften nehme ich im Flugzeug? - oder Individualreise - wo übernachte ich heute? Jede Entscheidung sorgt für neue Eindrücke.

Den besten Geschmackseindruck erlebte ich in Bundi, einem Ort im Nordwesten Indiens. Für indische Verhältnisse ist es ein wirklich kleiner Ort mit vielen blau angestrichenen Häusern und rundherum vergitterten Balkonen, um die Affen abzuhalten, die dort über blaue Dächer hüpfen.

An der Hauptstraße gab es alles für ein angenehmes Studentinnenleben: Bügelservice, Chipsverkäufer, Läden mit günstigen bunten Kleidern. Der beste Laden bot nicht nur Briefmarken, angeschmolzene Schokoriegel, Batterien und eine Internetverbindung an. Die Hauptattraktion war ein Lassi nach Familienrezept.

Die Zutaten hatten Touristen in vier verschiedenen Sprachen auf eine Tafel vor dem Laden geschrieben: Joghurt, Zucker, Kardamom, Rosinen, Honig, Pistazien und Safran. Der Ladenbesitzer hatte offenbar noch einen Werbespruch diktiert: "Sathi-Lassi ist der absolute Knaller". Dem kann ich fast nichts hinzufügen. Nur dass ich diese einmalig cremige und erfrischende Mischung im deutschen Frühsommer schon schmerzlich vermisst habe.

Doch dann entdeckte ich in der Kühltheke der Drogerie meines Vertrauens kleine Lassi-Becher, Mango, Himbeere, Banane. Ich griff zu Mango und seitdem gibt es bei mir zu Hause zwar keinen Bundi-Lassi, aber einen würdigen Ersatz: Budni-Lassi.

Lena Thiele studiert Angewandte Kulturwissenschaften an der Uni Lüneburg.

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