Lüdershausen/Mechtersen

Noch vor einem halben Jahr beschränkte sich die Medienpräsenz von Kurt Meier aus Lüdershausen auf Leserbriefe in der lokalen Presse zum Thema Fußball. Das ist anders geworden. Er und sein Kollege Uwe Glinka aus Mechtersen sind in den zurückliegenden Monaten zu echten Medienprofis geworden. Ob Tageszeitungen, Zeitschriften, Fernseh- oder Radiostationen - alle reißen sich um die arbeitslosen Hartz IV-Empfänger und deren Idee.

Die Gesichter der beiden Männer aus dem Landkreis Lüneburg sind inzwischen im ganzen Land bekannt - ebenso wie ihre Idee, die sie jetzt sogar zu Buchautoren machte. Kurt Meier und Uwe Glinka haben den Nerv der Zeit getroffen. Sie stellten Kochrezepte in der Broschüre ,,Günstig und ausgewogen ernähren nach dem Regelsatz Hartz IV" zusammen. Aus dem Faltblatt mit 200 alten Landfrauen-Rezepten, die mit Lebensmitteln aus Discountern gut und günstig zubereitet werden, ist das ,,Kochsparbuch" mit weiteren neuen Rezepten geworden, das ab heute erhältlich ist und das Meier und Glinka am Abend sogar bei Günther Jauch in der Sendung "Stern-TV" vorstellen dürfen.

Ihr Leben habe sich in kurzer Zeit um 180 Grad gewendet. ,,Es ist wie ein gelebter und schöner Traum. Das kann man nicht planen", erzählt Meier. Sie seien ewig auf Achse - mit TV-Teams, die Dokumentationen drehen, als Gäste in Fernsehsendungen und bei Auftritten wie Ende Mai beim evangelischen Kirchentag in Bremen.

Bei dem Rummel sei klar, so Glinka, dass die Medien ins Privatleben eingedrungen seien. Alleine in der Küche von Meier hätten bereits 15 Kamerateams gedreht - sogar eines vom russischen Fernsehen war da für einen Beitrag in den Abendnachrichten. ,,Wir bleiben trotz allem wie wir sind und schlüpfen in keine Rolle vor der Kamera. Wir sind keine Kunstfiguren oder etwa Stars", sagt Glinka. Noch etwas sei für sie tabu. ,,Politische Aussagen über Hartz IV gibt es von uns nicht. Denn darum geht es uns nicht, auch wenn uns Kritiker das unterstellen. Wir wollen nur Wege zu einer ausgewogenen Ernährung mit wenig Geld aufzeigen - Hilfe zur Selbsthilfe."

Die beiden sind überzeugt: ,,Wir erreichen die Menschen und das bestätigt uns, dass wir richtig liegen. Zumal die Wirtschaftskrise die Geldbeutel auch bei vielen, die nicht von Hartz IV leben müssen, schmaler werden lassen." Das gelte nicht nur für Deutschland. Sie hätten ihre Broschüren schon in die USA, die Beneluxländer, die Schweiz, nach Österreich und Kroatien verschickt.

Bei allem Trubel in den vergangenen Monaten, reich geworden sind Meier und Glinka bisher nicht: "Wir warten und hoffen darauf, dass wir von unserer Idee leben können." Die Chancen stehen gut, dass die beiden die Ernte für ihr Tun einfahren werden und dann nicht mehr auf Hartz IV angewiesen sind. Der Pilotfilm für eine tägliche Doku-Soap im Fernsehen sei kürzlich fertiggestellt worden, erzählen sie. Und auch am Buchverkauf verdienten sie mit.