Es gibt in Lüneburg eine studentische Lebensader, und nein - ich meine weder die Schröderstraße noch den Stint.

Wie eine Hauptschlagader führt sie der Uni in regelmäßigen Intervallen ihre Studenten und Dozenten zu, in Autos und in Bussen der Linien 11 und 12, meistens aber auf Fahrrädern.

Nicht sehr schwer zu erraten: Es handelt sich um den Mythos Uelzener Straße, die Zielgerade unter den vielen Wegen, die zu Forschung und Lehre führen.

Zu den Hauptverkehrzeiten, das heißt meist im akademischen Viertel zwischen Punkt und Viertel nach, verwandelt sich die Ampel am SaLü zur Startlinie einer (zugegeben recht leichten) Bergetappe mit dem Ziel Leuphana. Bei jeder Grünphase startet ein Peloton ins Zeitfahren und teilt sich sehr schnell in eine Spitzengruppe, das Hauptfeld und einige Nachzügler auf. Fahrerisches Können, der richtige Schaltmoment und vor allem eine durchdachte Überholtaktik entscheiden dann über Pünktlichkeit oder Zuspätkommen.

Um auch in den vielen Semestern des täglichen Geradeausfahrens keine Langeweile aufkommen zu lassen, werden immer wieder kleine Hindernisse eingebaut. Ich kann mich kaum an eine Zeit erinnern, in der kein Haus abgerissen, renoviert oder neu gebaut wurde. Ohne Sperrungen, Verengungen, Hügel, Wurzeln und knöcheltiefe Pfützen wäre so eine gerade Straße wohl wirklich zu langweilig...

Für die ferne Zukunft habe ich allerdings eine Vision. Und da ja sowieso niemand weiß, wohin mit den vielen Studiengebühren: Wie wäre es mit einem unterirdischen Tunnel oder - noch besser - mit einer überdachten Trasse parallel zur Uelzener? Nur für Fahrräder, mindestens vierspurig, mit Geschwindigkeits- und Zeitmessung, ebenmäßig geteert, trocken und nie, nie, nie mit dem Hinweis "Radfahrer absteigen"!

Ines Tannert studiert Angewandte Kulturwissenschaften an der Uni Lüneburg.

Täglich in der Lüneburger Rundschau: Die Kolumne "Campus inside"