Seit Wochen bereite ich mich auf meine Musik-Magisterprüfung vor. Bald ist es soweit. Deshalb habe ich wenig Zeit darüber nachzudenken, ob ich jetzt nur etwas aufgeregt sein, oder doch gleich in Panik verfallen soll

. Viel besser ist, sich ein paar nette Lernpausen zu organisieren. Zum Beispiel Kaffee trinken mit einer Freundin. Die hat schon Erfahrungen mit der Prä-Magisterprüfungsphase, denn sie hat das Ganze schon hinter sich und kann mir von den typischen Stressstadien vor einer Prüfung berichten.

Auch Einkaufen hilft zuweilen, der aufkeimenden Unruhe Herr zu werden. So wie neulich im Supermarkt. Vor mir in der Schlange stand ein älterer Herr mit einem entzückenden slawischen Akzent. Er hat einen Wochenvorrat Buttermilch gekauft und scheint meinen Blick auf seine Einkauf zu bemerken. "Ich musste mal wieder Buttermilch kaufen, ist besser als Bier." erklärt er mir.

Als die Kassiererin hektisch die vielen Buttermilchbecher über den Scanner jagt, sagt er ihr: "Immer mit der Ruhe." Ich bin fasziniert davon, wie schön das Wort Buttermilch mit gerolltem slawischen "rrr" klingen kann - und verlasse gelöst den Supermarkt.

Als ich mit meiner Geschichte fertig bin, schaut mich meine Freundin ungläubig an. Sie findet es erstaunlich, dass ich noch dazu fähig bin, die kleinen Geschichten des Alltags wahrzunehmen. Tatsächlich bekomme ich noch mit, was in meiner Umwelt passiert. Zwar kommt es schon mal vor, dass ich in Gesprächen ohne es zu wollen mit musiktheoretischen Begriffen um mich werfe. Ansonsten nehme ich mir für die letzten Tage vor der Prüfung die Worte des alten Herren zu Herzen: "Ruhig bleiben - und Buttermilch trinken."

Juliane Fritz studiert Angewandte Kulturwissenschaften an der Uni Lüneburg.