In einem virtuellen Meinungsforum schimpfen ehemalige Patienten über die Drogentherapie in Wilschenbruch.

Lüneburg

Die Jugendhilfe Lüneburg setzt sich juristisch gegen Kritiker zur Wehr. Heinz-Peter Tjaden, Betreiber eines Internet-Forums, musste zwei Kommentare löschen. Anderenfalls hätte die beauftragte Anwaltskanzlei Schadenersatz gefordert.

Das geht aus einem Schreiben hervor, das der Lüneburger Rundschau vorliegt. Demnach wurden unter der Online-Adresse kinderunwohl.blogspot.com "unwahre Tatsachen" behauptet. Zudem werde der Arzt in der Therapeutischen Gemeinschaft Wilschenbruch, Ruthard Stachowske, mit "ehrverletzenden Herabsetzungen und Schmähkritik" überschüttet.

"Das Internet macht es den Menschen leicht, ungerechtfertigte Vorwürfe gegen andere zu erheben", sagt Matthias Lange, Geschäftsführer der Jugendhilfe gGmbH. "Die Anonymität schützt sie." In der Tat war Tjadens Forum voll von anonym geäußerter Kritik an der Jugendhilfe.

Es meldete sich unter anderem Achim Alex aus Bleckede zu Wort und verwendete das Reizwort "Kindesentziehung". Denn er empfindet die gemeinsame Entziehungskur seiner ehemals drogenabhängigen Lebensgefährtin mit ihren Kindern als Mittel, um die junge Familie zu spalten.

"Die Leute werden da von ihren Kindern entfernt", sagt Alex. Das Sorgerecht seiner Freundin für den Nachwuchs ist aktuell Gegenstand einer Verhandlung vor dem Familiengericht.

Ein Gutachten für den Prozess wird derzeit von Joachim Schminke erstellt. Der Lüneburger Facharzt für Psychiatrie und Suchtmedizin will daher zu dem laufenden Verfahren keine Angaben machen. Allerdings zeichnet sich ab, dass er eine andere Meinung vertritt als Stachowske.

Hoffnungen auf ein positives Gutachten des ehemaligen Oberarztes in der Psychiatrischen Klinik, Schminke, macht sich auch Claudia Uetrecht. Ihre Söhne Justin (16), Leon (7) und Joschua (5) sollen in ein Kinder- und Jugendheim in Vechta kommen. "Das lasse ich mir nicht bieten", kündigt die 39-Jährige aus Oedeme kämpferisch an.

Der harten Maßnahme des Jugendamtes habe sie zwar zugestimmt. "Aber ohne meine Unterschrift hätten die mir das Sorgerecht entzogen", sagt sie. Schließlich hatte die Behörde Bedenken gegenüber der dreifachen Mutter. Sie hat eine Karriere im Drogen- und Rotlichtmilieu hinter sich. Ihr Ex-Mann prügelte und auch sie selbst wusste sich nur mit Gewalt zu helfen.

"Ich habe meine Kinder aber nie misshandelt", sagt sie. Auch andere Passagen in Stachowskes Berichten hält sie für übertrieben. "Aber man ist ja machtlos dagegen." Sie sieht sich als Opfer von Behördenwillkür.

"Bei den Betroffenen geht es um das Wohl ihrer Kinder und daher ist eine emotionale Reaktion nachvollziehbar", so Jugendhilfe-Geschäftsführer Lange. Akzeptieren will er unsachliche Kritiken aber nicht. Stattdessen sieht er weiteren Rechtsstreiten gelassen entegen.

"Der Vorwurf, wir würden Familien trennen, ist allein aufgrund der juristischen Konstellationen gar nicht haltbar", so Lange weiter. "Über das Sorgerecht entscheiden die Familienrichter, um die Kindeswohlgefährdung auszuschließen."