SPD und CDU verlieren Stimmen. Jetzt konzentrieren sich die Parteien auf den Bundestagswahlkampf.

Lüneburg. Lüneburg ist grün - jedenfalls was die Ergebnisse bei der Europawahl angeht. Die kleine Partei Die Grünen hat im Stadtgebiet die meisten Stimmen überhaupt bekommen. Also auch mehr als die Koalitionsparteien im Rat der Stadt: SPD und CDU. Deren Bundestagskandidaten wollen das Ergebnis aber nicht auf ihre Arbeit übertragen sehen.

Exakt 28,2 Prozent der Wähler haben sich an den Urnen in der Stadt Lüneburg für die Grünen entschieden, 26,2 Prozent für die CDU und 23 Prozent für die SPD. Das Ergebnis steht im Gegensatz zur Verteilung im Rat: Dort befinden sich die Grünen mit ihren acht Sitzen in der Opposition gegen CDU (zwölf Sitze) und SPD (17 Sitze). Bei der Kommunalwahl 2006 bekamen die Grünen 18,1 Prozent der Stimmen, die CDU 28,4 Prozent und die SPD 40,9 Prozent.

Direkt vergleichen lassen sich die Zahlen allerdings nicht, da die Wahlbeteiligung an diesem Sonntag bei nur 36,1 Prozent lag und bei der Kommunalwahl 2006 bei 47,2 Prozent. In absoluten Zahlen heißt das: Bei der Europawahl 2009 haben 5574 Lüneburger an der Urne ihr Kreuz bei den Grünen gemacht, 5164 bei der CDU und 4536 bei der SPD. Bei der Kommunalwahl 2006 waren es 13 751 bei den Grünen, 21 517 bei der CDU und 31 025 bei der SPD.

Je nach Wahlbeteiligung ändert sich zudem das prozentuale Ergebnis: So haben die Grünen bei der aktuellen Europawahl gegenüber der vorigen im Jahr 2004 zwar um 1,3 Prozentpunkte in der Stadt zugelegt, an absoluten Zahlen jedoch gut 300 Stimmen verloren. 2004 lag die Beteiligung bei der Wahl noch bei 41,1 Prozent, und schon damals schnitten die Grünen bei der Europawahl besser ab als die SPD.

Für deren Lüneburger Bundestagskandidatin Hiltrud Lotze ist das ein "Indiz dafür, dass es bei der Europawahl nicht um kommunalpolitische Themen ging". Sie beunruhigt vor allem die geringe Wahlbeteiligung: "Das muss uns alle sehr nachdenklich stimmen. Wir müssen überlegen, was wir tun können, um die Menschen zu mobilisieren, politisch mitzubestimmen." Selbstkritisch sagt Lotze, es sei der SPD nicht gelungen, ihre Programmatik an die Wähler zu bringen: "Aber das war Sonntag. Jetzt beginnt der Bundestagswahlkampf."

Der startet für den CDU-Kandidaten Eckhard Pols im Juli, nach dem Urlaub. Auch er gesteht ein, die Partei habe ihre Wähler "nicht mobilisieren können". Zudem hat die FDP deutlich mit 2,7 Prozentpunkten respektive fast 400 Stimmen hinzugewonnen, "das ging zu unseren Lasten". Dass lokale Themen beim Wähler eine Rolle gespielt haben mögen, denkt Pols aber nicht: "Das glaube ich nicht. Ich wüsste nicht, welche." Trotzdem müsse man klären, warum die Grünen in Lüneburg "einen so starken Zuwachs haben, dafür muss es ja einen Grund geben".

Den zu kennen meint ihr Bundestagskandidat Andreas Meihsies: "SPD und CDU haben in den vergangenen zwei Jahren Enttäuschung und Verärgerung erzeugt mit den Themen Laternenverkauf, Tiergarten, Sparkassenfusion und Zusagen von Schulbauten, die nicht eingehalten werden."

Meihsies zeigt sich "zufrieden" mit dem Ausgang der Wahl: "Wir sind stolz und dankbar für das Vertrauen. Wir sind anscheinend zu einer Volkspartei in Lüneburg geworden." Er hofft auf eine Fortsetzung der grünen Tendenz bis September. Dann wird der Bundestag gewählt - und die Wähler entscheiden, welche der drei Lüneburger Kandidaten nach Berlin gehen.