“Kieser-Training wirkt.“ Bemerkenswert seriös schaute er da in der U-Bahn von seinem Plakat herunter, dieser Herr Kieser.

Und weil ich schon seit Jahren zu den Rückengeplagten zähle und zudem ein Probeabo lockte, ging ich hin. Ein kahler, hallenartiger Raum voller Geräte. Keine Musik, keine Dekoration. Alles stahlgrau mit schwarzem Polster. Der Tresen geschätzte zehn Meter lang und von nichts mehr als zwei verloren wirkenden PCs besiedelt.

Stilvolle Reduziertheit? Einzig die Bediensteten stechen in ihren knallblauen T-Shirts hervor. Blau wie das Plakat, blau wie die Artikel in der Vitrine: Handtuch, Sportbeutel, Trinkflasche.

Der Trainingsplan schreibt jede Station, jede Einstellung vor. Keine Erwärmung, nein - das gehöre nicht zum Konzept. Ich werde vor eine Wandskizze geführt, die anhand von abstrakten Zeichnungen die Funktionsweise des Muskelapparates erläutern wollen. Dann an die Geräte. Von C3 zu G3-5, F1 ist auf der anderen Seite. Immer das Handtuch auf den Sitz legen, ganz wichtig. Auch wenn ich nicht schwitze? Trotzdem, hygienische Gründe. Gaaanz langsame Bewegung, zwei Sekunden halten. Inzwischen ist meine Zeit für mein Gerät schon längst wieder abgelaufen - ob ich länger wiederholen dürfe, wenn mir denn danach sei? Nein, so sei das Konzept, 90 Sekunden, nicht mehr.

Nach 45 Minuten tapere ich fröstelnd Richtung Stahl-Sichtwand mit schwarzem "Damen"-Symbol, das Handtuch in der Linken, den Ablaufplan in der Rechten. So wie alle hier. Und habe mich vermutlich schon damit längst integriert, in die Community der "anders Trainierenden".

Aber vielleicht wird mein "Rücken es mir danken."

Maike Strietholt studiert angewandte Kulturwissenschaften an der Uni Lüneburg.