Wir Studenten wohnen häufig in Wohngemeinschaften (WG). Und in der WG sucht man sich gern Grund zum Feiern: So gibt es Einzugs-, Auszugs-, Renovierungs-, und Abschiedspartys in Massen. Nun hat sich seit geraumer Zeit der Trend der Motto-Partys etabliert - und wir alle tingeln regelmäßig als Retter der Welt (Superhelden-Party) oder Angestellte im horizontalen Gewerbe (Kiez-Party) durch Lüneburg.

So war auch ich neulich zu einer TexMex-Party eingeladen. Als Kulturwissenschaftlerin wollte ich mich nicht in die erwartete Reihe der unkreativen Verkleidungen einreihen. Ich rechnete mit Cowboys, Mexikanern und Kakteen. Also beschloss ich, gleich zwei mexikanische Vorurteile zu vereinen: Ich malte mir mit Lippenstift eine zugenähte Wunde auf den Bauch und steckte mir 2 Luftballons ins Dekolleté und verkörperte so den illegalen Organhandel und den Kokainschmuggel in Silikonkissen.

Ich selbst war von meiner Idee begeistert und freute mich auf Komplimente über meine Kreativität. Die Party, die mottogetreu bei Sonnenuntergang anfing, war schon im vollen Gange, als ich mit verwischtem Lippenstift am Bauch und einem airbagähnlichen Vorbau die WG betrat. Weit und breit karierte Hemden und Jeans, Ponchos und Sombreros.

Später bemerkte ich die neidischen Blicke der Kaktus-Frauen und Cowgirls. Dann flüsterte mir jemand zu: "Respekt! Ganz schön Holz vor der Hütte!" - und ich merkte: Mein Kostüm wurde gar nicht als solches wahrgenommen!

Ich habe also gelernt: Abstrakte Ideen eignen sich schlecht für Mottopartys. Nächstes Mal setzte ich mir einfach wieder einen passenden Hut auf.

Anna Bairaktaris studiert Angewandte Kulturwissenschaften an der Uni Lüneburg.