Jetzt bloß nicht krank werden. Manchmal trägt er Kratzer davon, der studententische Glaube an die eigene Unverwundbarkeit. Dann kippt Sorglosigkeit plötzlich in Gesundheitsparanoia.

Spätestens wenn eine Prüfung ansteht, wird die uneingeschränkte Leistungsfähigkeit des sonst oft nicht sehr pfleglich behandelten Körpers zum zentralen Gedanken. Dem Prüfling springen nie zuvor bemerkte Fallen des Alltags ins Auge, die Körper und Geist in einer solchen Stressphase zusätzlich angreifen können.

Der Campus erscheint plötzlich als Minenfeld für eine unversehrte Gesundheit. Viele Menschen auf kleinem Raum und schlecht gelüftete Seminarräume lassen in gedanklichen Petrischalen die Bakterienkulturen sprießen. Zugluftabteile dagegen bescheren einen steifen Nacken oder schlimmer - sogar einen Schnupfen.

Geschichten von der umgehenden Sommergrippe wecken das Bedürfnis nach einer Familienpackung Sakrotan. Gegensteuerung heißt die Devise in allen Bereichen.

In der Mensa wird statt Pommes-Currywurst dann doch mal die Gemüsesuppe auf das Tablett geladen. Und für Zwischendurch noch einen Apfel, schließlich soll die Immunabwehr ja sicher stehen. Bekannte, die ihr persönliches Schlafsoll in der letzten Nacht nicht erfüllt haben und deshalb nicht den frischsten Teint haben, wird vorsorglich in einem Bannkreis von mindestens 1,5 m auf Sicherheitsabstand gehalten.

Sowieso irritieren Bekannte und deren Bedürfnis nach Austausch nur die Mission. Fragen kommen auf, zum Beispiel: "Und, wie läuft die Prüfungsvorbereitung?"

Wie jetzt - Prüfung? Welche Prüfung?!

Dagmar Willems studiert Angewandte Kulturwissenschaften an der Universität Lüneburg.