Scharnebeck will die Attraktivität der Anlagen für Dauercamper aus Hamburg steigern. Doch es gibt auch Zweifel am Konzept.

Brietlingen. Die Samtgemeinde Scharnebeck will den Tourismus in ihren Mitgliedsgemeinden weiter anschieben. Die Fortschreibung des Flächennutzungsplanes im Bereich der Gemeinde Brietlingen sieht vor, dass die fünf Campingplätze am Reihersee in Lüdershausen sich den Bedürfnissen der Camper anpassen können. Vergrößert werden dürfen die Plätze am Seeufer jedoch nicht.

Margrit Schmelter, Bauamtsleiterin bei der Samtgemeinde, erläutert: ,,Es ist geplant, dass die Betreiber auf ihren Plätzen Campinghäuser aus Holz errichten dürfen. Allerdings dürfen die Gebäude keine Heizungen haben, denn ein ganzjähriges Wohnen in den Häusern soll nicht stattfinden." Der Wunsch nach den im Vergleich zu Wohnwagen massiveren Unterkünften kam von den Platzeigentümern. Der Wirtschaftszweig Tourismus werde gefördert, weil die Holzhäuser zum modernen Camping gehörten - genauso wie Zelte und Wohnwagen, meint Schmelter.

Manfred Reinstorf sagt als einer der Betreiber, mit den Häusern würden die Ansprüche der Camper der Zukunft erfüllt. ,,Die Saison kann ausgeweitet werden. Dank der Holzhäuser kann sie im Frühjahr früher beginnen und im Herbst später enden", erklärt er. Im Fokus stünden die Dauercamper, die zumeist aus Hamburg kommen und sehr anspruchsvoll seien, so Reinstorf. Das sagt auch Betreiber-Kollege Reinhard Nack: ,,Der Trend beim Dauercampen geht zu den Mobilheimen, die mehr Komfort und bessere Ausstattung bieten."

Trotz des künftig verbesserten Angebotes für Dauercamper sieht Nack weiteren Handlungsbedarf, um die Campingplätze am Reihersee für die Zukunft zu rüsten. ,,Wir haben viel Arbeit vor uns. Alle fünf Betreiber müssen ein Gesamtkonzept entwickeln, um neue Angebote zu schaffen", sagt er. So fehlten bisher etwa Möglichkeiten für die Kinderbetreuung und organisierte Ausflüge in die Umgebung. ,,Und das, obwohl der Trend wieder zum Campingurlaub geht."

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Lüneburg-Wolfsburg stützt die Einschätzung von Nack mit einer aktuellen Saisonumfrage. Die trägt die Überschrift ,,Tourismus im Abwärtstrend - Reisebüros trifft es am härtesten, Campingunternehmer sehen in der Krise eine Chance". Während Reiseveranstalter und -büros die Wirtschaftskrise vor allem spürten, so die IHK, bildeten Campingplatzunternehmer die Ausnahme. "Als relativ preisgünstige Urlaubsform könnten sie sogar von der Krise profitieren", sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Michael Zeinert. Schon in der vergangenen Wintersaison verbuchten die Campingplätze deutlich bessere Auslastungszahlen und Umsätze als im Vorjahr. Auch die Erwartungen an die kommende Saison seien hoch: 43 Prozent erwarten eine günstigere, 46 Prozent eine gleich bleibende und nur elf Prozent eine schlechtere Geschäftsentwicklung als 2008.

Roswita Gertz hat andere Erfahrungen gemacht. Sie ist seit zehn Jahren Platzwartin auf einem der Campingplätze am Reihersee. Sie sagt: ,,Wir hatten schon mehr Tagesgäste. Vor allem viele Finnen, Norweger, Schweden und Dänen bleiben weg." Trotz der guten Aussichten in der IHK-Umfrage, hat sie am Reihersee Defizite ausgemacht. ,,Die Dauercamper werden weniger - und es wächst kaum eine neue Generation nach." Nach ihrer Auffassung müssten mehr Kurzurlauber gelockt werden. ,,Dafür sind aber neue Angebote nötig - vor allem für Kinder und Jugendliche. Es müssten ein Bolz- und Spielplatz gebaut werden oder auch eine Skaterbahn." Der Platz sei vorhanden, sagt sie. ,,Aber an der Einigkeit der Platzbetreiber fehlt es." Doch das könne noch werden, ist sie optimistisch. Ob die modernen Campinghäuser jedoch wirklich gebaut werden dürfen, hängt vom Samtgemeinderat ab. Die Kommunalpolitiker müssen noch über die Fortschreibung des Flächennutzungsplanes abstimmen.