Das Lüneburger Turbostudium schluckt eine Menge Geld. Zu 100 Prozent auf Kosten der Eltern leben - kommt nicht in Frage. Das wäre eindeutig zu viel verlangt, denn zum monatlichen Unterhalt kommen ja noch die Studiengebühren.

Ein Job muss her! Am Besten einer, bei dem ich innerhalb kürzester Zeit viel Geld verdiene. Leider ist diese Sorte von Jobs rar. Tagsüber zu arbeiten, ist zeitlich gesehen unpassend. Nachts zu arbeiten wäre besser. Tagsüber kann ich studieren und nachts etwas dazu verdienen. Also ab in die Disko, schlafen kann ich auch wenn ich alt bin!

Mittlerweile arbeite ich seit einem halben Jahr in einer Diskothek und Kulturhalle in Lüneburg. Nette Kollegen, witzige Gäste, ich kann mich nicht beklagen, kurz, es macht mir Spaß.

Sonnabend, die Schicht beginnt um 19 Uhr. An diesem Abend startet alles früher und endet alles später. Erst eine offizielle Preisverleihung, dann die Feierei. Sonntag, fünf Uhr, verlassen die letzten Partyhasen die Tanzfläche. Jetzt noch schnell alles aufräumen, putzen und wieder auffüllen. 6.30 Uhr, ich sitze auf meinem Rad und fahre die Uelzener Straße entlang in Richtung Bett. In der Hand halte ich einen riesigen Blumenstrauß, der blieb übrig. "Hey, Michelle", schreit jemand von der anderen Straßenseite, "wo willst du hin und wo warst du überhaupt? Du hast die beste Party seit langem verpasst!" "Von der Arbeit", entgegne ich. Wir schauen einander an, ein Lächeln fliegt über unsere müden Gesichter.

In solchen Momenten verfluche ich diesen Job! Aber immerhin habe ich an diesem Sonntagmorgen, um 6.30 Uhr, einen wunderschönen Blumenstrauß in der Hand. Na, dann: Gute Nacht!

Michelle Wulff studiert Angewandte Kulturwissenschaften an der Uni Lüneburg.