Bis gestern Mittag schien das Problem weit weg zu sein: So war dem Gesundheitsamt des Landkreises Lüneburg noch kein Fall von Mexikogrippe gemeldet worden. Doch Entwarnung zu geben, könnte voreilig sein.

Lüneburg/Stade - Denn: Wahrscheinlich hat die Mexikogrippe jetzt den Landkreis Stade erreicht. "Es besteht ein Verdachtsfall", gab das Gesundheitsamt des Landkreises Stades gestern bekannt.

Ein 48 Jahre alter Mitarbeiter von Airbus soll sich an dem Virus A/H1N1 infiziert haben. Das Robert-Koch-Institut untersucht den Fall. Wenn das Testergebnis vorliegt, wird es Gewissheit geben", sagt Amtsleiter Gerhard Pallasch. Erst vor wenigen Tagen hatte die Befürchtung geäußert, dass im Landkreis Stade vor allem Mitarbeiter von transnational agierenden Unternehmen wie der Dow oder Airbus gefährdet seien.

Das wurde nun zur Realität. Seit Montagabend liegt der Airbus-Mitarbeiter auf der Quarantänestation des Elbeklinikums Stade. In Niedersachsen ist es der erste Fall, seit sich die Mexikogrippe von Mexiko aus weltweit ausbreitet. In Deutschland sind derzeit neun Menschen an dem Virus erkrankt. Sechs weitere Patienten sind in Quarantäne. Außerhalb Mexikos ist bisher nur ein Patient in den USA an den Folgen der Krankheit gestorben.

Der Ingenieur aus dem Landkreis Stade hatte nach einer Dienstreise nach Paris selbst den Verdacht geschöpft, von der Mexikogrippe infiziert zu sein und kam Montagabend in die Notfallambulanz des Elbeklinikums. Er klagte über die typischen Symptome wie etwa Müdigkeit, Kopf- und Gliederschmerzen. Seine Vorgeschichte passte ebenfalls zur möglichen Ansteckung. Der Familienvater habe in Paris Kontakt zu Kollegen aus Mexiko gehabt.

Ein Schnelltest ergab nach 20 Minuten die erschreckende Diagnose: Der Patient ist wahrscheinlich infiziert. "Durch einen Rachenabstrich wurde auf Influenza A positiv getestet", sagt Professor Benno Stinner, Leiter des Stader Elbeklinikums. Das sei ein weiteres Anzeichen für die Mexikogrippe und erhärte den Verdacht.

Ausdrücklich warnt Hayo Dieckmann, Leiter des Gesundheitsamts Lüneburg, vor dem Kontakt von an Mexikogrippe erkrankten Bürgern mit den Tieren. So sollen in Kanada 200 Schweine infiziert worden sein. Essen könne man Schweinefleisch nach wie vor - wenn man die üblichen Hygienevorschriften einhalte: "Aber das rohe Schweinefleisch vorsichtig händeln", sagt Dieckmann. (bri/will)