Zweites Begehren innerhalb kurzer Zeit. Kammer und Präsident weisen die Vorwürfe zurück.

Lüneburg

Es ist die zweite Rücktrittsforderung innerhalb von gut zwei Monaten: Wegen seiner "privaten A 39-Interessen" soll der Vastorfer Baustoffhändler Eberhard Manzke als Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Lüneburg-Wolfsburg zurücktreten. Das fordert der Dachverband der 35 Bürgerinitiativen gegen die geplante Autobahn von Lüneburg nach Wolfsburg.

Ende Februar hatte der Kammer-Kritiker-Verband BFFK Manzke "wegen Wahlmanipulation" zum Rücktritt aufgefordert, jetzt fordern die Gegner der A39 dasselbe. Freilich aus anderem Grund: Sie wollen, dass der Unternehmer seine "Interessenverflechtung" offen legt. Sprecherin Annette Niemann nennt Beispiele: Manzke betreibe bis zu zehn Kies- und Sandgruben im Umfeld der A-39-Trasse und forciere "seine marktdominante Position durch die Inbesitznahme weiterer Abbauplätze".

So beantragte die Manzke Besitz GmbH & Co. KG laut Niemann derzeit gemeinsam mit der V. Kewitz GmbH & Co. KG einen Bodenabbau von 1,4 Millionen Kubikmetern mit 19 Metern Tiefe auf 22 Hektar auf dem Moränenrücken an der Ilmenau zwischen Tätendorf/Eppensen und Walmstorf/Nassennottorf im Kreis Uelzen.

Der Abbau dieser Mengen von Füllsand ziele ganz offensichtlich auf den Autobahnbau, sagt Niemann. Manzkes private A-39-Interessen seien eng verflochten mit dem Spitzenamt in einer Körperschaft öffentlichen Rechts. Sie fordert daher seinen Rücktritt: "Auch wenn sich die Kiesgrubenpläne von Herrn Manzke angesichts der trüben Aussichten der A 39 als grandiose Fehlspekulation herausstellen werden, sollte Herr Manzke aus Gründen der politischen und geschäftlichen Korrektheit doch alsbald von seinem Amt als IHK-Präsident zurücktreten."

Auf die Bitte der Lüneburger Rundschau um Stellungnahme reagierte die IHK mit einer offiziellen Pressemittelung. Die IHK weise die Vorwürfe, "IHK-Präsident Eberhard Manzke setze sich aus persönlichen unternehmerischen Motiven für den Bau der A 39 ein, entschieden zurück".

Manzke: "Die Vollversammlung der IHK hat sich in den vergangenen Jahren mehrfach vorbehaltlos für den Bau der A 39 ausgesprochen. Als Präsident ist es meine Pflicht, dieses demokratische Votum zu vertreten. Im Übrigen wird der Bau dieser Autobahn von einem breiten Konsens der Unternehmen in der Region getragen."

Er habe in der Vollversammlung zudem stets darauf hingewiesen, dass er Baustoffproduzent sei und "möglicherweise auch Auftragnehmer im Zusammenhang mit dem Autobahnbau werden könnte". Zudem erwidert Manzke, dass der Dachverband die "Art und Funktion einer Selbstverwaltung völlig verkennt". Sie "lebt ja gerade davon, dass Unternehmer im Ehrenamt sich für die Interessen der Wirtschaft in der Region einsetzen".

Auch von Steuersenkungen, die die IHK fordere, würden die Ehrenamtsträger profitieren. Manzke resümiert: "Auf jeden Fall werde ich aufgrund derartiger Vorwürfe weder mein Unternehmen verkaufen noch von meinem Amt als IHK-Präsident zurücktreten."

Auch Geschäftsführer Michael Zeinert meldet sich in der Pressemitteilung zu Wort: "Die Verzweiflung bei den Bürgerinitiativen muss schon sehr groß sein, wenn ihnen nichts besseres einfällt, als einen Unternehmer, der sich mit großem Engagement für die Wirtschaft unserer Region einsetzt, persönlich zu verunglimpfen."