Altstadt wurde zur Festmeile. Arbeit mit Behinderten steht im Vordergrund der Aktion.

Mit einem Gottesdienst in der Lüneburger St. Nicolaikirche haben die evangelische und die katholische Kirche in Anwesenheit der Bischöfe Wolfgang Huber und Norbert Trelle die bundesweite "Woche für das Leben" eröffnet.

Im Anschluss präsentierten rund ein Dutzend verschiedene Lüneburger Initiativen und Einrichtungen ihre Sozialarbeit auf der Straße: Die Fußgängerzone zwischen St. Nicolai und dem Rathaus wurde zum "Markt ohne Grenzen".

Zu denjenigen, die am Sonnabend in der Innenstadt vertreten waren, gehörten Wencke Rudolph-Bethen und Ellen Debray vom Herbergsverein Lüneburg.

Mit einem Wohnzimmer auf dem Bürgersteig machten sie auf die Probleme von Obdachlosen aufmerksam: "Wir möchten den Passanten vor Augen führen, wie es ist, auf der Straße zu leben", sagte Wencke Rudolph-Bethen, die auf einer Couch im Freien Platz genommen hatte: "Es gibt viele Betroffene, offizielle Zahlen fehlen allerdings. Manche versuchen, ihr Problem so gut wie möglich zu verstecken - sie geben den Herbergsverein als Kontaktadresse an."

Für mehr Respekt im Umgang mit Menschen in Not warb der Caritasverband. Ihr Geschäftsführer Berthold Schweers wünscht sich eine neue Grundhaltung: "Gerade Menschen, die mit den Mitteln aus dem Arbeitslosengeld II auskommen müssen, verdienen unsere Achtung. Viele von ihnen klagen nicht, sondern geben ein Beispiel", sagte Schweers. Sieben Millionen Deutsche müssen von der knapp bemessenen Grundsicherung leben: "Sie verdienen unseren Respekt. Es ist Zeit für neue soziale Manieren - die brauchen auch unsere Politiker, deren Äußerungen im Wahlkampf oft diffamierend sind", sagte Schweers.

Im Mittelpunkt der bundesweiten "Woche für das Leben" steht diesmal das Leben mit einer Behinderung: "Die Bereitschaft der Menschen zur Integration Behinderter ist gewachsen - vor allem bei Behörden ", sagt Jens Haslbeck, 1. Vorsitzender des Vereins "Stadtassistenz e.V.". Schwierig ist die Unterbringung älterer Behinderter: "Sie finden oft keine Wohnheimplätze. Fast alle Einrichtungen sind darauf ausgerichtet, Berufstätige aufzunehmen. In den vorhandenen Einrichtungen gibt es keine ganztägigen Pflegeangebote", sagt Haslbeck.

Noch mehr Aufgeschlossenheit wünscht sich Helga Neumann, 1. Vorsitzende des Behindertenbeirats: "Mit Worten allein kann man keine Barrieren abbauen", sagt sie.