Warum tragen eigentlich so viele der Geschäfte in Hamburg ein Tier in ihrem Namen? Das Abendblatt begab sich auf Spurensuche.

Lüneburg. Der richtige Firmenname ist wichtig, das ist bekannt. Auch Apotheken wollen daher mit Bedacht benannt sein. Denn wer würde seine Pülverchen und Pillen schon gerne in der Kakerlaken-Apotheke erstehen?

Bei der Suche nach dem richtigen Namen sind die Apotheker mal mehr, mal weniger kreativ. Ebenso beliebt wie eindeutig (und eher langweilig) sind Namen, die sich auf den Standort beziehen: Bei den Apotheken am Kran, am Kurzentrum oder am Rathaus braucht es kein großes Rätselraten. Häufig zu sehen sind auch historische Namen wie der des Paracelsus, einem Arzt und Alchemisten des 16. Jahrhunderts. Eigentlich lustig, denn zu Lebzeiten war der Heiler bei Medizinern und Apothekern nicht besonders wohl gelitten. Ebenfalls gern genommen: der mutige Drachentöter Georg, Symbol für den Kampf gegen das Böse und damit auch die Krankheit. Doch was hat es mit den ganzen Tieren auf sich? Vom Adler bis zum Elch finden sich in Lüneburg und Umgebung viele Tiere in den Namen und auf den Logos der Medizinhäuser.

Recht häufig anzutreffen ist der Löwe - sowohl in Lüneburg als auch in Bardowick gibt es eine Apotheke dieses Namens. Jens-Wilhelm Salchow, der "Die Löwenapotheke" in Winsen betreibt, weiß warum. "Löwen, Adler und Bären sind seit Jahrhunderten Namensgeber für Apotheken. Sie verkörpern Kraft, Stärke und Gesundheit." Stimmt: Nicht umsonst schmücken sich indianische Medizinmänner mit Adlerfedern und Bärenkrallen.

Nach der Aufhebung der Niederlassungsbeschränkung im Jahr 1958, so Salchow weiter, habe die Zahl der Apotheken in den 60er-Jahren deutlich zugenommen. Tiernamen seien recht beliebt gewesen, heutzutage gibt es sogar Pelikan- oder Pinguin-Apotheken. Warum diese Häuser so heißen, kann Salchow nur vermuten: "Kennen Sie Petzi, den Kinder-Comic? Petzis Freunde Pingu und Pelle, der Pelikan, kriegen doch immer alles hin!"

Pinguin- und Pelikan-Apotheken gibt es in Lüneburg zwar nicht, dafür aber eine Lerchen Apotheke in Vögelsen. Ausgedacht hat sich den Namen Inhaberin Dorit Mühe, die die Apotheke sei 2008 betreibt. "Das Wappen von Vögelsen zeigt eine Eiche mit acht goldenen Eicheln, die die ersten acht Höfe des Ortes symbolisieren. Daneben sind drei Haubenlerchen abgebildet." Dieser Vogel, so lernt man auf der Homepage des Ortes, sei in der Gegend sehr verbreitet. Früher war der Kranich übrigens Namensgeber für die Vögelser Apotheke. Warum, weiß Dorit Mühe nicht.

Auch Frank Keller, Inhaber der Elch Apotheke im EKZ Kaltenmoor, ist nicht bekannt, warum sein Vorgänger diesen Namen gewählt hat. "Er kam aus der Ukraine, dort gibt es wohl Elche. Vielleicht hatte er eine besondere Affinität dazu?" Er habe den Namen beibehalten, weil der Elch heutzutage ein großer Sympathieträger sei. "Vor allem Kinder lieben Elche!", sagt er. Keller muss es wissen: In seiner Apotheke sitzt auf einem Stuhl ein riesiger Plüsch-Elch, der gerne bekuschelt wird. Ergattert hat er ihn bei Mercedes-Benz - der Autohersteller hatte seinerzeit den desaströsen "Elchtest" der A-Klasse zum Werbegag gemacht.

Im wahrsten Sinne fabelhaft ist Ulrich Steigers Erklärung für den Namen seiner Einhorn Apotheke am Lüneburger Sande. Seit 1733 gibt es die Apotheke an dieser Adresse, vermutlich trägt sie auch seitdem ihren Namen. "Damals galt Einhorn-Pulver als das Antidotum universale, also das Gegengift schlechthin", erzählt Steiger. "Da das Einhorn aber ein Fabeltier ist und es dementsprechend auch kein echtes Einhorn-Horn gab, verkaufte man für gewöhnlich das pulverisierte Horn eines Narwals. Den kannten die Leute nicht, und man konnte ihnen ja viel erzählen." Kassenpatienten, fügt er leise lachend hinzu, sei gelegentlich auch Hirschhorn-Pulver angedreht worden. Und das für eine Menge Geld.

Doch was tut man nicht alles für das Wohl von Leib und Seele! Denn in einem Säckchen um den Hals getragen, so glaubte man seinerzeit, schützte das Einhornpulver vor schlichtweg allem, sei es Pest, Gift oder bösem Blick.

Sogar im Kloster sei dieser Aberglaube weit verbreitet gewesen, erzählt Steiger weiter. "Angeblich gab es in der Apotheke des Klosters Lüne ein Einhorn-Rezept." Dieses sei weithin bekannt gewesen - vielleicht habe der Apothekenname also auch einen lokalen Bezug.

Heute gibt es in der Traditionsapotheke keine Einhorn-Pülverchen mehr zu kaufen. Ganz ohne Magie ist das Haus an der Ecke zur Kleinen Bäckerstraße aber nicht: Hoch über der Fußgängerzone steigt auf einem Sims ein kleines Einhorn gen Himmel. Einfach fabelhaft.

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