Nach dem Großbrand in Melbeck wird Kritik an den Behörden und der Recyclingfirma laut. Die Umweltbelastung wird noch untersucht.

Melbeck. Anderthalb Wochen nach dem Großbrand in der Melbecker Recyclingfirma Zajons wird Kritik an dem Betrieb und den zuständigen Behörden laut. Bürger und Politiker fordern Aufklärung über die Brandursache und die Folgen des möglicherweise giftigen Rauches für die Menschen und die gesamte Umwelt.

Eine gute Nachricht gibt es mittlerweile für die Schüler am Schulzentrum Embsen, das am 24. Mai wegen des Brandes evakuiert werden musste: Nach Erkenntnissen des Bremer Umweltinstituts kann das Gelände uneingeschränkt genutzt werden. Die Schadstoffexperten hatten im Auftrag des Landkreises Lüneburg einen Tag nach dem Brand Boden- und Wischproben vom Außengelände des Schulzentrums genommen und untersucht.

Das Ergebnis: Bei den Proben wurden die Grenzwerte für Dioxine und Furane deutlich unterschritten. Bei allen Bodenproben lag der ermittelte Wert unter 1 ng/kg - der Grenzwert für Kinderspielflächen nach der Bundes-Bodenschutzverordnung liegt bei 100 ng/kg. Auch die Wischprobe war demnach unbedenklich. Das Gutachten ist im Internet auf der Seite www.lueneburg.de/brandembsen einsehbar.

"Da haben wir Glück gehabt", sagt Carola Hennig vom Verein Blauer Himmel über Ilmenau, einer ehemaligen Bürgerinitiative, die sich seit etwa fünf Jahren für die Erhaltung und Verbesserung der Luftqualität im Süden Lüneburgs einsetzt. Beruhigt ist Hennig trotzdem nicht.

"Es ist noch völlig unklar, wie es mit der Belastung durch Schwermetalle, Salzsäure oder PAK, also polyzyklische aromatische Kohlenstoffe, aussieht. Diese Ergebnisse bekommen wir erst im Laufe der Woche." Da im aufgefangenen Löschwasser aber bereits eine hohe Schwermetall-Konzentration nachgewiesen wurde, hält sie es für "sehr wahrscheinlich, dass auch im Rauch hochgiftige Schadstoffe waren".

Deshalb kann Carola Hennig nicht verstehen, weshalb am Brandtag so schnell Entwarnung gegeben wurde. "Die Feuerwehr kann vor Ort nur die Rußkonzentration einer Rauchwolke messen, nicht aber, wie giftig sie ist", sagt sie. Angesichts der "beißenden, gelben und vermutlich säurebehafteten Nebelwolke", die sich an dem Abend über Melbeck gesenkt habe, wäre es sinnvoll gewesen, die Fenster und Türen weiter geschlossen zu halten.

Empört ist Carola Hennig, dass es überhaupt zu dem Großbrand kommen konnte. "Nach unserer Zählung war das der achte Brand seit 2005, zu dem die Feuerwehr anrücken musste", sagt sie. Melbecker Mitglieder der Bürgerinitiative hätten berichtet, dass es "dort ständig brennt".

Tatsächlich musste die Feuerwehr in den vergangenen Jahren diverse Male zu kleineren Bränden auf dem Zajons-Gelände ausrücken, das bestätigt Kreisbrandmeister Torsten Hensel. Einen Großbrand wie den vor anderthalb Wochen hätte er aber nicht für möglich gehalten. "In der Halle wurde ein Gemisch aus sogenannten Spuckstoffen, also Materialien aus dem Recycling von Aktenordnern, und Kunststoffen gelagert. Der Feuchtigkeitsgehalt soll eigentlich bei 30 Prozent liegen - das heißt, das Material brennt nur oberflächlich und kann leicht wieder gelöscht werden."

Obwohl die Halle aber nur als Zwischenlager vorgesehen sei, hätte nach Angaben eines leitenden Zajons-Mitarbeiters das Material mindestens zwei Jahre dort gelagert. "Im Laufe der Zeit ist es zu trocken geworden", vermutet der Kreisbrandmeister und fügt hinzu: "Für eine neue Anlage wird es ein schärferes Sicherheitskonzept geben."

Einen ersten Sachstandsbericht zu den Ursachen des Großbrands wird es am Mittwoch, 13. Juni, geben: Der Gutachter stellt seine Untersuchungsergebnisse dem Kreisausschuss für Feuer-, Katastrophenschutz und Ordnungsangelegenheiten vor. Beginn der öffentlichen Sitzung auf dem Gelände des ADAC in Embsen, ADAC-Straße 1, ist um 15 Uhr.

Bei Zajons läuft der Betrieb unterdessen seit dem 30. Mai eingeschränkt weiter. "Die Lagerhalle ist ein Totalschaden und wurde geräumt", sagt Firmenleiter Rudolf Zajons. Neu produzierte Ersatzbrennstoffe würden nach Auflage des Landkreises direkt weggefahren und derzeit nicht vor Ort gelagert. Zajons: "Wir sind aber dabei, 500 Quadratmeter Haufwerke zur Lagerung des EBS vorzubereiten."

Wie viel der brennbaren Stoffe künftig hier gelagert werden dürfe, sei noch nicht entschieden, sagt Zajons. Eines aber sei sicher: "Wir werden die Lagermenge erheblich reduzieren." Dadurch würde die Brandgefahr deutlich sinken. Ganz ausschließen könne man eine Selbstentzündung aber nie.