Brücken über Betreuungslücken ist das Motto, unter dem sich Lüneburger Anbieter zum internationalen Tag der Familie koordinieren.

Lüneburg. Zum internationalen Tag der Familie haben sich in Lüneburg ein gutes Dutzend Institutionen zusammengetan, um bei einer Börse erstmals die Betreuungsangebote in Stadt und Landkreis während der Schulferien vorzustellen. Heute um 16 Uhr beginnt sie.

Das Motto des bundesweiten Aktionstags lautet: "Familie und Beruf: Wir bauen Zeitbrücken". Brücken über Betreuungslücken. Die entstehen, wenn die Kita oder Schule vor dem Feierabend der Eltern schließt, an Wochenenden, früh morgens, bei Krankheit oder eben wenn die Einrichtungen Ferien haben.

"Es geht um Randzeiten, die über die angebotenen Randzeiten der Anbieter hinausgehen", sagt Sabine Eichhorn vom Dienstleistungsnetzwerk für Alleinerziehende bei der Volkshochschule (VHS) Lüneburg. Probleme machen nicht nur Schichtdienste, sondern auch die langen Öffnungszeiten in Supermärkten und Discountern.

Eichhorn sagt jedoch auch: "Es geht dabei immer um das Kindeswohl. Das Ziel kann nicht sein, kleine Kinder bis spät abends in der Kita betreuen zu lassen." Dass ein solches Angebot in Lüneburg auch gar nicht unbedingt auf Nachfrage trifft, zeigt der Fall der Kita am Klinikum: Die Einrichtung bietet schon lange nicht mehr die Öffnung bis 21 Uhr an - schlicht, weil der Bedarf fehlte. Jetzt schließt der Kindergarten um 19 Uhr.

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Doch außer der Kita auf dem Gelände der Psychiatrischen Klinik Lüneburg bietet keine andere Einrichtung so ausgedehnte Zeiten an, Betreuungslücken sind daher bei vielen Familien die Folge. Überbrückt werden könnten sie zum Beispiel durch die Zusammenarbeit von Kitas und Tageseltern.

In Hamburg startete die gemeinnützige GmbH "Spielraum" 2009 ein zweijähriges Projekt, seither wird in der Stadt die sogenannte vernetzte Kinderbetreuung angeboten: Tageseltern betreuen Mädchen und Jungen in den Räumlichkeiten der städtischen Kitas, wenn diese schließen. Während Tagespflege bislang eher ein Thema für Krippenkinder bis zu drei Jahren war, kommen in Hamburg auch Schulkinder - etwa Geschwister - in die Gruppen.

Sabine Eichhorn könnte sich ein derartiges Angebot auch in Lüneburg gut vorstellen - allein: Die Landesgesetzgebung ist eine andere als in Hamburg, sie macht das Modell so gut wie unmöglich.

Christa Holste, Leiterin des Familienbüros von Stadt und Landkreis Lüneburg, erläutert: "Laut Vorgabe des Landes muss die Betreuung durch eine Kindertagespflegeperson in anderen Räumen stattfinden, etwa einem überflüssigen Zimmer. Doch die Nachfrage ist bei uns so groß, dass wir leider überhaupt keine überflüssigen Räume in den Kitas besitzen."

Möglich ist jedoch das umgekehrte Modell, sagt Holste: dass Erzieherinnen - die zum Beispiel in Teilzeit arbeiten - nach Feierabend einzelne Kinder mit zu sich nach Hause nehmen und dort als Tagesmutter betreuen. Dazu müsste die Erzieherin zunächst eine, wenn auch verkürzte, Ausbildung zur Tagespflegeperson machen. Doch bis auf eine Betreuerin einer sogenannten Ümi (Über-Mittags-Betreuung) ist Holstes Idee in Lüneburg noch keine Realität.

Vielleicht, weil der Transport der Kinder von der Kita zur Wohnung der Erzieherin ein Problem wäre - und das ist er nicht nur dort. Jedes Mal, wenn es um den Wechsel der Betreuung geht, stellt sich die Frage der Brücke: Wie kommt der Nachwuchs von A nach B? Eine Generallösung dafür gibt es nicht.

Genauso wenig, wie es überhaupt Generallösungen in Sachen Kinderbetreuung gibt, sagen die beiden Frauen, die es wissen müssen: "Die individuellen Lebenssituationen sind so verschiedenen, dass es immer um individuelle Lösungen geht", sagt Christa Holste aus jahrelanger Erfahrung. Gemeinsam mit Müttern und Väter feilt sich an solchen Lösungen.

Sabine Eichhorn, die speziell Alleinerziehende berät, sagt: "Individuelles Engagement ist genauso notwendig wie ein Entgegenkommen der Bundespolitik. Außerdem müssen wir auch den demografischen Wandel im Blick behalten. Lösungen wie etwa die vernetzte Kinderbetreuung werden häufig ,Flickwerk' genannt - aber der Begriff ist negativ besetzt. Vielleicht hat Flickwerk hier sehr wohl seine Berechtigung. Weil es ein zusätzliches Angebot darstellt und sich unsere Gesellschaft im Umbruch befindet."

Zurück zur Betreuungslücke Ferien: Besonders für zukünftige Erstklässler wird die in diesem Jahr besonders groß sein. Ferienbeginn ist am 21. Juli, Einschulung erst am 5. September. Noch gibt es freie Plätze in der Kitaferienbetreuung sowie den Ümis - beide Angebote stehen den betroffenen Mädchen und Jungen offen. Die Ferienbetreuungsbörse läuft heute von 16 bis 18 Uhr in der VHS, Haagestraße 4, es gibt auch Spiele und Aktionen für Kinder.