Der musikalisch-szenische Wandelparcours “Rund um den Kreuzgang“ vereint Werke von Komponistinnen aus einem ganzen Jahrtausend.

Lüneburg. Mehr als hypermodern, ja sogar gewöhnungsbedürftig sei die Inszenierung, erklärt Jutta Böttcher vom Lüneburger Frauenchor L'Ohreley. Auf jeden Fall ist es ein ungeheuer spannendes Projekt, das L'Ohreley gemeinsam mit dem Hannoveraner Ensemble Megaphon und dem Verein Blickpunkte im Kloster Lüne realisiert: "Rund um den Kreuzgang" ist eine musikalische und szenische Collage in sieben Stationen, die Musik von Komponistinnen aus einem ganzen Jahrtausend vereint, darunter auch altes Liedgut aus dem Kloster Lüne. Premiere ist am morgigen Freitag um 19 Uhr.

Das Konzept für den "musikalisch-szenischen Wandelparcours" stammt von Lenka {Zcaron}upková, Mitglied bei Megaphon. Dieses Ensemble, 2005 gegründet, beschäftigt sich mit Neuer Musik, Musiktheater, Bewegung und Live-Elektronik. Es sei schwer, in Hannover passende Räume für Megaphon-Inszenierungen zu finden, erzählt die in Tschechien geborene Geigerin. "Da hatten wir die Idee, in ein Kloster zu gehen. Die nächste Idee war, das Ganze in einem Kreuzgang aufzuführen. Und davon gibt es nicht mehr so viele."

In Lüneburgs Kloster Lüne sei man fündig geworden, und ein Frauenchor, der mitwirke, habe sich mit L'Ohreley ebenfalls gefunden. "Das Ganze ist ein Frauenprojekt: Alle Kompositionen stammen von Frauen, das Kloster war ein Frauenkloster, und es singen auch nur Frauen." Das gesamte Kloster werde zur Inszenierung, so {Zcaron}upková weiter: "Durch visuelle Effekte wird die Architektur mit einbezogen." Der Chor leite das Publikum - in alter Pilgertradition gegen den Uhrzeigersinn - über sieben Stationen singend, flüsternd, auch schreiend rund um den Kreuzgang. Jutta Böttcher vom Chor L'Ohreley: "Der Chor funktioniert sozusagen als Organismus, wir haben auch diverse Choreografien eingeübt."

An jeder Station gebe es eine musikalisch-szenische Darbietung, mal instrumental, mal gesanglich. Die Aufführenden seien ausschließlich "hochklassige Musiker", so Böttcher: Vladimir Gorup (Akkordeon), Nora Matthies (Violoncello, Julia Mihály (Gesang, Komposition, Elektronik), Maria Pache (Viola), Laura Pohl (Gesang) und Lenka {Zcaron}upková (Violine, Komposition). Außerdem maßgeblich an der Inszenierung beteiligt sind der Tänzer und Choreograf Mikael Honesseau und Lichtgestalter Jochen Meyer.

Das Musiktheater spannt nicht nur einen großen Bogen über verschiedene künstlerische Disziplinen. Auch musikalisch macht "Rund um den Kreuzgang" einen großen Schritt durch ein ganzes Jahrtausend: vom mittelalterlichen Liedgut und den mystischen Gesängen des Klosters Lüne - gefunden hat die Kompositionen die Musikwissenschaftlerin Katharina Talkner - über Werke von Hildegard von Bingen aus dem 12. Jahrhundert, die frühbarocke Komponistin Barbara Strozzi aus dem 17. Jahrhundert bis hin zu den zeitgenössischen Kompositionen von Sofia Gubaidulina aus dem vorigen Jahrhundert, Tatjana Prelevic, Lenka {Zcaron}upková und Julia Mihály. Neue Musik sei "sehr gut hörbar", sagt Lenka {Zcaron}upková. Sicher, es gebe Dissonanzen, und die Struktur sei offener als bei klassischen Kompositionen: "Es gibt viele mosaikartig gestellte Passagen." Insgesamt ergebe sich so eine "feinsinnige Collage", die zarte Stille und kraftvolle Klänge, liebliche Melodik und melancholische Nachdenklichkeit vereine.

Die Premiere am Freitag, 27. Mai, um 19 Uhr ist bereits ausverkauft. Karten zu je 15 Euro gibt es noch für die Vorstellungen am Freitag um 20:30 Uhr sowie am Sonnabend, 28. Mai, um 19 und 20:30 Uhr. Ein Anmeldung unter Telefon 04131/523 18 ist notwendig, da die Besucherzahl auf 45 Personen begrenzt ist.

www.ensemble-megaphon.com

www.lohreley-ev.de