Grüne fordern eine kleinere Lösung von der Landwirtschaftskammer in Echem. Tierhaltung in der Lehr- und Versuchsanstalt soll artgerechter sein

Echem. Der Ausbau der Lehr- und Versuchsanstalt (LVA) für Tierhaltung in Echem wird teurer als bisher bekannt. Nach Informationen der Grünen steigen die Baukosten von zwölf Millionen Euro auf 20 Millionen Euro. Diese Summe sei bei einem Gespräch grüner Politiker aus dem Landtag, dem Kreistag, dem Samtgemeinde- und Gemeinderat Scharnebeck sowie dem Rat Lüdersburg mit der Spitze der Landwirtschaftskammer Niedersachsen um deren Präsident Arendt Meyer zu Wehdel in der LVA genannt worden, so die Landtagsabgeordnete Miriam Staudte aus Scharnebeck.

"Diese Kostensteigerung drängt einmal mehr die Frage auf, ob die Dimension des Ausbaus angemessen ist?", sagt Staudte. Wie berichtet, plant die Landwirtschaftskammer, die LVA zwischen Echem und Scharnebeck zu einem Ausbildungsbetrieb für junge Landwirte um einen Schweinemaststall zu erweitern. In diesem sollen 252 Sauen, 1600 Aufzuchtferkel und 1300 Mastschweine Platz finden. Die Grünen und eine Bürgerinitiative in Echem lehnen den Betrieb in der Größe ab, weil sie darin eine Agrarfabrik mit Massentierhaltung sehen. Der LVA-Ausbau wird zu 60 Prozent aus Bundes- und 30 Prozent aus Ziel 1-Mitteln der Europäischen Union (EU) finanziert. Zehn Prozent sind Eigenmittel der Kammer. Bis 2013 müssen die EU-Mittel verbaut sein, die Abrechnung der Kosten für Brüssel erfolgen. Das heiß, der Ausbau muss spätestens im kommenden Jahr starten.

"Die hohe Tierzahl ist nicht nötig", sagt Christian Meyer, agrarpolitischer Sprecher der Grünen im Landtag. Durch die Automatisierung in der Massentierhaltung werde weniger Personal benötigt. "Die Schweine werden mehr, obwohl die Arbeitsplätze weniger werden. Deshalb wird der Ausbau viel zu groß geplant", so Meyer.

Doch die Landwirtschaftskammer hat den Grünen auf deren Bitte bei dem Gespräch in Echem keine Entwicklung der Teilnehmerzahlen bei der Ausbildung in den vergangenen Jahren zur Verfügung gestellt. Staudte: "Sie mauern. Aber wir gehen von sinkenden Zahlen aus." Auch ein Grund für sie, dass die Ausbaupläne kleiner ausfallen müssen. "Die Zahl der Mastschweine muss erheblich reduziert werden, weil die Ausbildung der jungen Landwirte an den Muttertieren und Ferkeln stattfindet", sagt sie.

Maria Lazer, grünes Mitglied im Rat Scharnebeck, sagt, das würde zudem der Forderung ihrer Partei nach artgerechter Tierhaltung in der LVA näher kommen. "Wir wollen keine Schulungen für die industrielle Landwirtschaft", so Maria Lazer. Vielmehr solle ein Ausbildungsbetrieb für artgerechte Haltung entstehen, der verträglich für die Nachbarschaft ist, so die Grüne weiter.

Eine weitere Frage, die bei dem Treffen mit der Spitze der Kammer ungeklärt geblieben sei, war die Entsorgung der Gülle, sagt Stefi Brockmann-Wittich, Mitglied im Samtgemeinderat Scharnebeck und Rat Lüdersburg. Zwar habe die Landwirtschaftskammer erklärt, die Gülle würde in einer Biogasanlage verarbeitet. "Doch bislang wurde weder ein konkreter Standort genannt, noch gibt es Verträge und auch keine Aussage darüber, wo die Gärreste ausgebracht werden." Diese, so Christian Meyer, seien nach der Aufarbeitung in einer Biogasanlage zwar Dünger, doch könne er Keime und Viren enthalten, zudem für eine für eine Stickstoffüberlastung des Bodens sorgen. Auf die eigenen Flächen könne die LVA die gesamte Gülle nach den Worten von Brockmann-Wittich jedenfalls nicht ausbringen, weil sie zu wenig Raum für die große Menge habe. "Im Jahr fallen 4500 Kubikmeter Schweinegülle an. Und die muss zum Teil mit 25 Tonnen schweren Tanklastzügen abgeholt werden. Von 180 Transporten im Jahr ist die Rede", so Brockmann-Wittich.

Die Kreistagsabgeordnete und stellvertretende Landrätin Petra Brüel-Sasse aus Echem sagt, zu der Schweinegülle komme noch die der Rinder hinzu, in einer Größenordnung von 4300 Kubikmeter." Weil nach ihren Worten auch der Rinderstall ausgebaut werde. "Bisher werden 65 Kühe und 55 Bullen gehalten. Später sollen jeweils 145 Milchkühe und Kälber Platz finden", so Brüel-Sasse. Auch wenn bei dem Gespräch mit Kammerpräsident Meyer zu Wehdel und seinen Mitarbeitern mehr Fragen offen geblieben sind, als beantwortet wurden, so Staudte, werden die Grünen weiter darauf drängen, die Ausbaupläne zu reduzieren.